Gig-Kritiken 2000

Pop Komm 2000 in Köln

Popkomm - SKA Festival am 18.8.2000 im Kölner Underground!

Auweeiiijaaah. Ca. 40 Grad, eine Luftfeuchtigkeit, die sich durchaus mit tropischen Verhältnissen messen lassen kann und eine Menge, große Menge SKA-People! Und die wussten warum sie sich, durch den vorgelagerten, gemütlichen Biergarten in diese Hitze des Underground begaben.

Die Ehre gaben sich, Calamities, Court Jester's Crew, Hotknives und Pietasters. Und die waren bei dem unglaublichen Eintrittspreis von DM 24,-- alle Male ihr Geld natürlich wert!

Nun, da habe ich dann die Calamities aus Köln, bestehend aus 8 Mädels, auch mal live gesehen.'CALAMITIES spielt Sixties-Ska und Rocksteady mit smarten Coverversionen und jeder Menge eigenem Songmaterial.' Yep, dies tun sie irgendwie. Bei ihrem kurzen Auftritt auf dem Festival wirkten sie, ehrlich gesagt, wie eine Schülerband (sorry!). So richtig mochte man, bis auf der Sängerin und der Saxophonistin, die SKA-Seele nicht erkennen. Spaß hat es trotzdem gemacht und es war ein klasse Einstieg in die Acts die darauf folgten.

Die für mich bis dahin unbekannten Court Jester's Crew folgten und gaben, ebenfalls in Short-Version, ihr Bestes, was zur Freude der Anwesenden schlagkräftigen, schnellen SKA mit Sprechgesang bedeutete. 'Sindelfingens COURT JESTER'S CREW sorgen durch ihren frühen jamaikanischen Ska & Rocksteady,gewürzt mit einer Brise Jazz, Latin, 2-Tone & Raggamaffin, für brodelnden 'Dancehall'-Flair.' So richtig mag ich der Beschreibung nicht folgen, naja, das hört sich irgendwie so brav an..und das waren sie überhaupt nicht. Ich habe selten eine Band gesehen, die in so einer kurzen Zeit eine 'Dancehall'tatsächlich zum brodeln brachte! Einfach klasse!

Und es gab immer noch die Highlights des Abends zu erwarten, obwohl jetzt schon bei keinem SKA-People ein Kleidungsstück mehr trocken war und der Flüssigkeitsverlust die Menge der Getränkeaufnahme zu überholen drohte ;-))

Und für mich war das Highlight des Abends der Auftritt der Pietasters, als vorletzte Band. 'Das DC Septett der PIETASTERS setzt auf eine Melange aus Reggae, Power Pop und Stax-inspiriertem Soul, Einflüsse reichen von den Specials über Spencer Davis bis hin zu Otis Redding.' Was auch immer 'Power Pop' heissen soll. Ich versuche es mal anders zu beschreiben, denn mein Blick schweifte bei ihrem Auftritt etwas suchend durch den Raum, ob einer Tür oder eines Fensters, denn nun ging es richtig los. Die 40 Grad Celsius waren lediglich die Temperaturen bei leichtem bis beschwingten Skankin', aber was nun los ging, trieb mir nicht nur die Schweißperlen sondern auch die Falten in die Stirn ... Wie heiss könnte es noch in dem gut gefüllten Saal werden??...Egal...Es war der SKA, der aus dem Bauch kommt, sich mit dem Herzen vereint und in voller Wucht die Kehlen verlässt oder sich in den Tönen der Instrumente ausdrückt ... SKA mit Leib und Seele! Und das schnell, sehr schnell! Was für eine Live-Band!

'And last but not least die britischen HOTKNIVES, die mit einer einzigartigen Mischung aus authentischem Ska/Rocksteady und dem Sound englischer Popmusik der 80er (Madness, The Jam, Squeeze und The Clash) zu begeistern wissen.' Diese Beschreibung trifft wirklich zu, denn es beschreibt die Vielfalt dieser Band, die sie auch Live klasse herüberbringen. Angefangen von den seichteren Klängen eines kleinen SKA-Feuerwerks des Rocksteady Beats, drehen diese Jungs zum Schluss richtig auf, wobei hier 'The Clash' als gute Beschreibung passen, wobei der schnelle SKA-Beat natürlich den Grundton angibt. Und was dann los war, ist kaum zu beschreiben ... Zu den Eigenheiten eines SKA-Konzerts gehört zum einen, dass die Tuchfühlung zwischen den Artisten und den vermeintlichen "Zuschauern" fast immer sehr eng ist, mit der Konsequenz, dass auch hier die Bühne zur Vereinigung der SKA-People wurde. Zum anderen habe ich selten gesehen, dass nicht spätestens nach der Hälfte des Konzerts jeder, aber auch jeder bis in die hinterste Ecke, dem SKA-Beat verfallen ist und schwingt, wippt, skankt, pogt oder sich sonstwie von der Musik mitreissen lässt! Und so war es dann auch: ein brodelnder, skankender, hüpfender Haufen von SKA-People, die ihren Himmel gefunden hatten - genial.

Am Ende ging ich vollkommen erschöpft und vom SKA-Himmel beseelt hinaus durch den Bier-Garten des Underground. 100-200 Menschen standen und sassen da. Nebenan im Underground 2 war noch eine Techno-Fete im Gange und in einem weiteren Raum Punk-Rock gespielt...was für ein genialer Veranstaltungsort!

DerDUDE

___________________________________________________________________

Eläkeläiset

Und diesmal war es kein SKA, der mich in die verschlungenen, dunklen Pfade des Musikbunker (Aachen) führte. Es war die verrückte, vierköpfige finnische Band 'Eläkeläiset' (= Rentner) (Gott sei Dank brauche ich es hier nicht auszusprechen), die mich zu den Klängen einer merkwürdigen, lustigen Welt zog.

Ein einfach undefinierbares Publikum war gekommen, um dem 'Humppa' zu huldigen, was einem schnellen Polkarrhythmus aus der finnischen Tundra gleicht! Das bedeutet instrumental einen Synthy (Onni Waris), einen Baß (Matti Waris), ein kräftiges Schlagzeug (Kristian Voutilanen) sowie ein ebenso unfehlbares Akkordeon (gespielt von Lassi Kinnunene), welches dominant die musikalische Party begleitet.

Das Ganze von den verrückten Musikern mittleren Alters zusammengemixt, heisst einfach nur SPAß ohne Rücksicht auf Verluste! Da wird gnadenlos die eigene finnische Herkunft und das Land amüsant verulkt, ohne das ironische Augenzwinkern zu vergessen. Die meisten Anwesenden, mich allerdings ausgeschlossen, wussten, was es hiess, wenn der Ruf des Sängers zum 'Humppa' erklang und von einem tösenden Publikum mit schier endlosen 'Humppa'-Rufen erwiedert wurde! Und dann ging es rund, wie ich es wirklich nur von SKA-Konzerten kannte!, wobei auf der einen Seite die finnische Sprache musikalisch faszinierte, auf der anderen Seite eigentlich keine Sau wusste, watt die da eigentlich sangen ;-)) Aber es war gut, es war schnell und lustig, wie die Musiker selbst, die dies super herüberbrachten. Eine Fete halt!

Meist waren die Lieder von den gängigen Spaß- und Fun-Liedern der Charts einfach gecovert, in's finnische übersetzt und mit dem typischen Akkordeon versetzt worden. Dazu noch das Tempo, im wesentlichen durch das einschlägige Schlagzeug, erheblich beschleunigt, ergibt sich eine permanent biertrinkende Truppe auf der Bühne, die das 'Fußvolk' zum toben bringt! Es erinnert irgendwie an The Poques, die ja ebenfalls traditionelle Musik, mit traditionellen Instrumenten auf ein Tempo beschleunigen, welches schon atemberaubend ist, auch wenn hier der Sänger das Charakteristikum ist.

Insgesamt ein wahres Fest des Tanzes, ohne höhere Ansprüche als einfach Spaß! Bei DM 19,- Eintritt, hätte vielleicht das Konzert etwas länger ausfallenkönnen. Aber spaßig war es in jedem Fall!
Dank an Vera für den Tipp ;-))

DerDUDE


___________________________________________________________________

Mark Foggo + Selecter

 

Was das Underground für Köln ist, ist die Kulturfabrik für Krefeld. Und das bedeutet professionelle, musikalische Kultur in Reinform.Die Kombination hätte nicht genialer sein können, wenn man an die Auswahl der beiden Bands denkt, die dem SKA wieder einmal eine spielerische Plattform gab. Mark Foggo als Vorband der The Selecter! 2-Tone trifft Hardcore-SKA könnte man auch sagen. Und ehrlich gesagt waren wir etwas gespannt, ob The Selecter den Hochgeschwindigkeits- und Fun-SKA des Mark Foggo toppen kann. Es sei vorweggenommen, sie haben natürlich auf ihre einmalige Art und Weise das erfüllt, was das Publikum sehen und hören wollte. Eindringlichen, durch die klasse Stimme der Leadsängerin geprägten, SKA der Sonderklasse! Mal schneller mal langsamer; kaum ein Klassiker, erwähnt seien hier natürlich die Songs der The Specials, fehlten und ließen kaum Wünsche offen. Und wenn der kleine Mark Foggo, mit seinen wahnsinnigen, großen Augen die Bühne erstürmt, und sich in sekundenschnelle in die SKA-Herzen spielt, hat dies wenig mit Aufwärmmusik einer unbekannten Vorband zu tun, sondern es geht, ohne das man sich versieht, raketenschnell in die Sphären des schnellen, verrückten SKA. Foggo wie er leibt und lebt! Gespielt wurden zwar in erster Linie die klassischen, weitläufig bekannten Lieder...aber sie waren halt die Vorband, oder sollte ich besser sagen die "Mitband" ;-)


Was sollte man noch zu den The Selecter schreiben? Sie gehören in die Aera des 2-Tone-SKA und lassen sich mit den Bands wie Madness oder The Specials prima verbinden. Vielleicht sei noch erwähnt, dass die weiblich-rudige Stimme ihres Gleichen sucht, was ich von manch femininen SKA nicht immer behaupten kann ;-)


Insgesamt wieder einmal ein reines Fest des guten, schnellen SKA, was nicht zuletzt dadurch gekrönt wurde, dass sich die etwa 150 SKA-People ausnahmslos mitreissen ließen. Spätestens seit diesem Konzert, gehört die Kulturfabrik in Krefeld mit zu meinen kleinen Favoriten, was gute Konzerte angeht. Klein aber Fein, wenn man von der Lage und den ca. 250-300 Leute fassenden Konzertsaal ausgeht.

DerDUDE