CD-Reviews 2002

The Selecter

Selecter - The Trojan Songbook vol. 3 (2002, Sanctuary)

 

Hab mal wieder (fast meine ganze) Monatsration an neuen Tonträgern für diesen Monat erhalten. Darunter war auch diese CD. Hierbei handelt es sich zwar um keine Neuerscheinung. Ich richte mich aber bei meinen Einkäufen auch nie drum, ob eine CD neu oder alt ist. Ich hab mir diese CD aus dem einfachen Grund zugelegt, da ich Pauline Black neben Marcia Griffiths, Susan Cadogan und Phyllis Dillon für die beste Ska/Reggae/Rock Steady Sängerin halte und mich ihre Stimme echt süchtig macht, und bei mir jedes mal, wenn ich ihre Stimme höre, dieses Gänsehautfeeling einstellt. Erwähnte ich schon: Pauline, bitte heirate mich! Wenn das jetzt meine Freundin liest, köpft sie mich! Nun zur CD. Hierbei spielen The Selecter ausschließlich, wie der Name bereits verrät, Lieder von Künstlern des allseits beliebten Recordlabels Trojan nach. Wobei Bob Marley & the Wailers gleich 4 mal mit "Mr Brown", "Sun is shining", "Small Axe" und "Put it on" vertreten sind. Des Weiteren sind u.a. noch "Tighten up" von den Untouchables, "Jackpot" von den Pioneers und "Sufferer" von den Kingstonians darauf zu finden. Wobei letzteres meiner Meinung nach der absolute Überknaller darstellt. Ich liebe schon das Original von den Kingstonians, aber was The Selecter daraus machen ist phänomenal. Nicht besser als das Original aber anders und genial.

The Selecter schaffen es hier jedem Song (wobei ich nicht bei allen das Original kenne) ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Paulines Stimme kommt bei dieser CD besonders gut raus. Jedenfalls wird hier echt eine Karibikatmosphäre geschaffen, die ausser Selecter so keine andere Gruppe ausserhalb Jamaikas hinbekommt (behaupte ich mal ganz frech). Man merkt einfach, wieviel die Band mit diesen alten Klassikern verbindet. Die CD wird zwar nicht in meine persönliche Top Ten aufgenommen, jedoch hilft sie wirklich ein kräftiges Stückchen diesen Scheißwinter vergessen zu machen. Ich sag mal 8 von 10 Punkten. Wen Pauline Blacks Stimme nervt, sollte hier die Hände von weglassen.

 

TSRM


Tracklist:

01.Tighten up | 02.Mr.Brown | 03.Night Doctor | 04.Sun is shining | 05.Justice to the people | 06.Bush Doctor | 07.Small Axe | 08.The Whip | 09.Jackpot | 10.One Punch | 11.Put it on | 12.Soul Walk | 13.Sufferer | 14.The Pillow | 15.What a botheration
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Skaladdin

Skaladdin - Rub The Lamp, Pimp-Records (2002)


Und ich rieb und rieb und rieb, aber der Flaschen-/Lampengeist erschien mir nicht.


Dabei hört sich das, was die acht schweizer Jungs aus Bern hier vorlegen gar nicht so schlecht an. Was allerdings etwas miserabel ist, ist die Tonqualität der CD. Und das ist echt schade.


Zumal es ihre einzige CD ist, die sie seit ihrer Gründung 1998 herausgebracht haben. "1 kg offbeats, 6 teaspoons of solos, A pinch of happiness, A lot of refrains, All mixed, baked and decorated with 8 sweet fruits, enjoy it!" heisst es im 12. Song der CD mit dem Titel "Fruitcake".


Hier wird einfach SKA gespielt, mit dominanten Bläsern, die für mich manchmal zu grell erscheinen. Im Song 6 "Good Music", eines meiner Favoriten, gelingt es allerdings, die Bläser schön einzusetzen.
Und jetzt ist es auch mir aufgefallen, was hier so stechend herüber kommt. Es ist die Klarinette - Geschmackssache.

Demgegenüber recht saftig kommt der Chorgesang rüber, und wenn dann die Gitarre zuschlägt geht es richtig ab. Dann würde ich gerne vor ihnen an der Bühne stehen und mich mitreissen lassen. Ich bin überzeugt, dass es sich bei den Skaladdin um eine absolute Live-Band handelt.


Etwas punkiger wird es dann schon wieder beim Song 9 "Britney's Beers" (*lach*). Die Bläser haben dann hier Ruhepause und werden von derberen Gitarrensoli abgelöst. Auch hier wieder charakteristisch der Backgroundgesang.

Und ich rieb und rieb und rieb, und der Flaschengeist erschien mir nicht.
Eine abwechslungsreiche Scheibe zwischen Bläser-Ska und Ska-Punk (Ska-Core), die vielleicht wegen der Abmischung und der CD-Qualität nicht so ganz überzeugt. Das nächste Konzert werde ich mir jedenfalls ansehen/-hören. Denn ich werde das Gefühl nicht los, hier eine Band unglücklicherweise etwas zu unterschätzen.

DerDUDE (4/2002)

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The Quicksteps

The Quicksteps - Move! (2002) Tin Music

 

Ein weiteres, bekanntes musikalisches Licht am 2-Tone-Ska Himmel ! Das Aachener "Urgestein", bestehend seit Ende der 80er Jahre (allerdings mit Neubesetzung seit 1999), gibt sich die Ehre mit einer neuen CD "Move" (2002).

 

Bevor die kritische Stimme erhoben wird, darf ich vorweg sagen, dass diese Scheibe der 9 Skanker, auch wegen ihrer klassen, witzigen Aufmachung, jeden CD-Ständer ziehren und jedes Ohr berührt haben sollte! Was hier mit satten 19 Stücken (!) die Ohren beglückt, beschreibt eine Steigerung von Lied zu Lied! "Move" ist ein ebenso simpler wie passender Titel. Vergleichbar mit Bands wie The Busters oder The Toasters, wird hier mittel-schneller (Fun-)2-Tone-Ska gespielt, der einfach zum Tanzen (Move Your Feet) zwingt. Viele, gut gespielte Bläser erinnern schon oft an die guten, alten Madness-Zeiten, wo der saftige Klang dröhnend in die Hallen schrie. Wie komme ich jetzt auf Madness? Es ist auch die Stimme des Sängers, Kai Stahl, der mit seinem charakteristischen Organ dem Ganzen seine "2-tone-klassische" Variation gibt. Das trifft vor allem für das Stück 3 "Things I love most" und 15 "Bad Girl" zu. Schon recht witzig diese Ähnlichkeit mit Chas Smash/Graham McPherson. Und dann kommt es doch schon manchmal vor, dass diese Stimme in klangliche Höhen schnellen will, wo man denkt: "Obacht! Das geht nicht gut!" Aber der Tonleiter-Höhen-Kollaps doch ausbleibt. Das hört sich dann etwas nach Gratwanderung an (siehe z.B. Lied 1 "Soccer" oder ganz markant bei "Lady Of My Dreams"). Aber solange es gut geht ;-) "Move" - was einen noch als Aachener, der ich ja nun auch bin, natürlich "bewegt", ist der Fußball hier. Und wer schon mal auf dem schnuckeligen Aachener Tivoli war, weiss wovon wir hier reden.

 

Klar wird das dann auch im Album thematisiert, wenn das Lied "Soccer" gespielt wird oder Song 18/19 "Football" mit klanglichen Impressionen des Tivoli endet. Ein Tribut an eine seltsam, faszinierende Atmosphäre (auch für Nicht-Fußballfans). Ansonsten irritiert mich textlich eigentlich nur Song 16 "Senseless Song", der die Sinnlosigkeit und thematische Leere beschreibt und darauf verweist, dann halt einfach zu skanken. Nun ja. In einem guten und angenehmen Verhältnis zum eigenen Songmaterial, stehen hier zwei (?) Coverversionen, die schon recht klasse gespielt werden: "Take On Me" ist wohl das Bekannteste, wobei wieder einmal gezeigt wird, dass der SKA-Offbeat manch einem Original noch einen draufsetzen kann. Super! Auch Song 14 "Valentine", übrigens eines meiner Lieblingsstücke, neben "Football", überzeugt den Ska-People, wenn dann mal recht schnell geblasen, gezupft und geklappert wird. Schön! Freunde des ska-punkorientierten E-Gitarren-Sounds werden hier allerdings nicht fündig.

 

E-Gitarre wird hier höchstens sehr melodisch gespielt, wie im Song 2 "Move", wo dann im Instrumentalstück der E-Gitarre ein Soli erlaubt wird. Einen "Abbruch" tut es dieser CD dadurch in keiner Weise. Es würde wohl auch nicht mit dem klassischen 2-Tone-Sound vereinbar sein. Aber, wo ich gerade bei melodisch bin.

 

Ja. Der ganze Silberling ist Harmonie pur und ich musste etwas selber über mich lachen, weil ich dachte, dass es sich schon fast etwas zu perfekt anhört. Da kommt dann mein End-70iger Punkherz raus, welches doch die verzerrten Töne so liebte. Es ist Lob und seichte Kritik zugleich, wenn ich sage, dass es nicht viel Neues gibt. Keine Experimente. Halt klassisch, schöner, reiner 2-Tone-Ska-Sound. Und es ist gut so, dass hier erfahrene und altersmäßig etwas gehobenere Skanker zeigen: Der 2-Tone-Ska lebt! Aus zahlreichen Live-Erlebnissen weiss ich, dass die Combo noch einen draufsetzen kann und das Offbeat-Feeling herüber bringen, welches zu einer guten Ska-Party gehört. Alles in Allem eine sehr runde Sache mit "Die muss ich haben"-Charakter. Bereuen wird es keiner, der zu seinen Favoriten die klassischen 2-Tone-Bands um das Jahr 1980 zählt.

 

DerDUDE (August 2002)

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Krach

Krach (Greifswald - Mecklenburg Vorpommern)

Tinitus (2002) Eigenvertrieb


Auch hier noch mal eine Scheibe, die eine gewisse Faszination aus dem Bereich des +X oder der postmodernen Musikwelt auf mich ausgewirkt hat. Vielleicht war es passend, mich Heilig Abend um 5.00 Uhr Nachts intensiver mit dieser Band und Scheibe zu beschäftigen.


Denn: "Rock-Ska-Punk-Reggae-Oi-Swing-Jazz" ist jetzt nicht gerade das, was man als die klar definierte Eindeutigkeit bezeichnen würde. Was erwartet einen da, im definitorischen Alles und Nichts? Ein Tunnel am Ende des Lichtes.Ich nenne es einfach mal stimmen- und bläserbetonten "Freestyle" oder "Crossover", was hier die 7 Jungs aus dem östlichen Greifswald hervorgebracht haben. Die Kumulation der musikalischen Elemente scheinen sich ein um das andere Mal zu überschlagen, auch wenn die Bläserfraktion bestehend aus Sax (Tillmann Holsten), Flügelhorn (Thomas Welzel) und Tuba (Thorsten Reul) deutlich den Ton angeben! Mal mit lauten, z.T. grellen Bläsern, mal als seichte Begleitung, tauchen sie immer wieder auf, um das Volumen zu krönen. Vielleicht wirkt die ganze Sache noch voluminöser, wenn auch die Tuba zu hören ist, die leider auf der CD noch fehlt.

 

Die zweite, höchst markante Eigenschaft dieser Band und CD ist sicherlich die Stimme des Sängers (Tobias Reinsch), der sich, ich kann es nicht anders ausdrücken, mit der deftigeren E-Gitarre vereint und rauh, punkstimmig etwas mit und gegen die Bläser singt. Hier ist eine gewisse Gegensätzlichkeit wohl auch nicht  ganz ungewollt und führt zu überraschenden Abwechselungen. Spannend und interessant zugleich, wie ich finde.


Nein, nein, es ist kein Chaos des futuristisch-musikalischen Kubismus oder eines Dadaismus der "Frühzeit" des Jahrhunderts. Es ist eher eine "gesunde" Mischung, die jedes Stück für sich zum unverwechselbaren Unikat macht.

Die deutschen und englischen Texte (Song 3, 4 und 13) sind schon recht lebensnah (Achtung jetzt kommt Ironie!), wenn es doch des Öfteren um den Tod oder besser den heidnischen Nihilismus des Jenseits geht. "Drogen", "nicht älter als 30 werden ..." (Song 8 - Sweetheart) oder "ohne Zukunft" (Song 11 - Ghettokinder) sind natürlich Inhalte, die aus der schon immer missverstandenen Anarchiezeit des Punks kommen. Obwohl, und das ist wohl einer der vielen Widersprüche, findet man wieder fast kommunitaristische Züge, wenn der Text in Song 3 "Freunde" lautet: "Steckst du in der Scheisse, werde ich bei dir sein." Nicht zu verwechseln mit dem getösen Geschrei eines National-"Helden". Und dennoch geht "er seinen Pfad" (Song 1- Mein Pfad) ... "Alleine leben, alleine Entscheiden" (Song 12 - Allein). Das nenne ich wahrhaft postmodern. Klasse, wenn auch mal nicht nur der Sound sondern auch der Text zur Inspiration einlädt. Ein großes Manko des CD-Covers - Es fehlen die Texte. Zurück zu den Klängen. Die Mischung ist nicht ausgewogen. Zu deftig ist der Mix zwischen Punk (Song 10 - Leb Dein Leben) und den jazzigen Teilen, die einen schon mal überraschender Weise an Elvis Presley erinnern - stimmenmäßig (Song 4 - My Girl). Damit jedoch nicht genug. Beim Thema "Trinken" - "Die Blase drückt" , Song 6 - Harndrang, nimmt das Ganze plötzlich Slapstickzüge an (fragt mich nicht, wie ich darauf komme). Das Faszinosum steht einem allerdings noch bevor, denn der Höhepunkt ist eindeutig Song 7: Alles im Griff. Deftig, deftig "Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff" - einmalig! Kräftige, rauhe Stimme, derbe E-Gitarre, ein ruppiges Schlagzeug, gespielt von Sascha, und "heulende" Bläser stimmen an zum kollektiven "sinken". Was hier sinkt sind allerdings die Kniekehlen, die unweigerlich zum Pogen ansetzen. Keine Angst. Melodisch bleibt das Ganze durchaus. Und schnell, sehr schnell - wie auch Song 11. Klasse! Das pluralistische "Alles und Nichts" scheint zur Methode zu werden. Gar nicht mal schlecht. Für die Dauerrepeattaste ist die Scheibe nichts - zu unbequem. Gewollt?


Und da ist er wieder, der Tunnel am Ende des Lichtes. Hier tauchen wir ein in die Faszination des Möglichen. Des "Rock-Ska-Punk-Reggae-Oi-Swing-Jazz"-Stils. Ich bin mal gespannt, wohin die Jungs sich entwickeln, wenn sie aus dem Tunnel des postmodernen, spielerischen Allerleis wieder auftauchen. Eine CD-Empfehlung für den besonderen Geschmack. Seichte Gemüter oder Puristen haben hier nichts verloren. Man muss schon Spaß an was Neuem haben - an Experimenten.

 

DerDUDE
Februar 2003

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Dieses Mal hat es sehr lange gedauert, bis ich die Zeit fand, zu dieser CD auch die Worte zu finden. Und das ist durchaus doppeldeutig zu verstehen.

Die CD lag so oft im Player, dass sie schon Sprünge zeitigt. Und täglich ein neues, undefinierbares, mal gute, mal gelangweiltes Gefühl. Aber Butter bei die Fische.
Die Hamburger Komposition "Skapa Flow" (aus Anfang 2001) bestehend aus Alfons Klosterfelde - Posaune, Christian Piep - Saxophon, Hartmut Leubner - Schlagzeug, Heico Dörrig - Gesang/Gitarre, Marc Ewers - Melodica/Bratsche, Matthias Heintzsch - Bass, bringen hier etwas, was sie selber als "A delicate hornsection added to a cruel beat shower." definieren. Während meine ersten Hörprobenerfahrungen eher distanziert waren, weil es nun doch recht seichter Ska ist, und ich doch auch erst mal etwas verwundert der Stimme des Sängers lauschte (insbes. Song 2 "Jerry Got No Heart"), wandelte sich meine Meinung recht schnell in großes Interesse. Rough Cut (Demo 2002) ist eine Scheibe mit 11 Stücken, deren Qualität man sich für manch musikalische Premiere wünschen würde! Das ist schon mal viel wert; zumal lediglich 3 Tage im Studio zur Verfügung standen.


Das Ganze geht doch schon recht Nahe in die Richtung Jazz und Rock Steady. Filmmusikalisch? Ich kann die letzte Zuordnung nicht eindeutig begründen.Charakteristisch ist die Melodica, die dem Sound eine gewisse Helligkeit verleiht. Zu hell? Nichtsdestotrotz mal eine eigene, neue Unterstützung des Bläsersatzes. In der Komposition hört es sich schon ziemlich voluminös und geil an. Kleiner Tipp: Mal den Verstärker etwas lauter aufdrehen als sonst - das wirkt Wunder! Schön wirkt dann auch die Abstimmung zwischen Bläsern und Melodica - sanft und ohne Kampfeslust. Sehr melodisch halt - fast vorsichtig. Zitat aus ihrer Pressemitteilung: "bewusst offen und ‚warm'".

 

Was einen hier ansonsten erwartet, ist eine leicht wogende, seichte Welle aus offbeat-typischen Klängen der "klassischen E-Gitarre" sowie den, für den Ska obligatorischen Gleichklängen von Bass und Schlagzeug. Pepp kommt dann mehr von Bläsern, Melodica und Sänger, deren jeweiliger Anteil mal mehr mal weniger in den Vordergrund sticht und auch mal ein Solo zulässt. Bestes Beispiel: Song 9 "Consumers Rest". Und dann ist sie wieder da, die Bratsche. Manchmal etwas weinerlich und doch fröhlich - schneller. Und letztlich, in der Gewöhnung an den Stil, kann man sich sogar in die doch charakteristische Stimme des Sängers "verlieben". Bei "Marvel Heroes" (Song 4) gelingt es ihr z.B. klasse, sich zu präsentieren und in etwas bekannter Tonlage das Beste zu geben. Hier übrigens wieder die sehr markante Bratsche deutlich bestimmend. Für etwas Musikinstrumenten-Uninformierte (wie mich); es hört sich etwas wie eine gedämpfte Geige an. Auch hier wieder auffällig, die seichte Abmischung. Lobenswert ist in jedem Fall, dass man hier keine Coversongs zu erwarten hat, wie auf vielen anderen Erstlingswerken. Für echte "Traditional-Ska"-listen besteht auch nicht die Befürchtung, dass hier plötzlich eine Mischung mit starken E-Gitarren-Soli die Atmosphäre Jamaicas verblassen lässt. Entgegen manch anderer Meinung, stehen die modernen, jazzorientierten Interpretationen im Vordergrund und ursprünglicher Jamaica-Ska ist dann doch eher zweitrangig, auch wenn in Song 8 "Smiling" oder Song 9 "Consumers Rest" fast der 2-Tone-Welle Tribut gezahlt wird (ohne Klavier oder Synthy) - schon was fetziger. Was erwartet einen textinhaltlich gesehen?


"Wir erzählen ein paar kleine Anekdoten. Wer daraus eine Botschaft
destillieren will, der soll das gerne tun. Es ist für jeden etwas dabei. [...] Politisch motivierte Texte sollten Menschen machen, die etwas davon verstehen (s. Billy Bragg)."

 

Fazit:
Gute Aufnahme, gute Musiker, charakteristische Stimme und das Ganze gemischt zu einer etwas modernen, seichten Komposition, die den Traditional Ska huldigt. Freunde dieses Stiles wird es Freude bereiten, Neuinterpretationen mit Bratsche und Melodica zu lauschen. Gleichfalls werden sie durch die klassischen Bläser, die das ganze Werk durchziehen, nicht enttäuscht.


Probleme bekommen Ska-People, die sich eher in Richtung 2-Tone oder Third Wave bewegen. Das ist dann langfristig doch etwas zu eintönig, zu langsam. Manch einem wird auch der Synthy oder das Klavier sowie mal ein reisserisches Gitarresoli fehlen. Aber das ist ja von den Skapa Flow auch nicht gewollt. In diesem Sinne: Eine Empfehlung wohl eher für Ska-Jazz-Rock-Steady-Traditionalisten.

 

DerDUDE (September 2002)