CD-Reviews 2010

Open Season

Open Season (Ch) - Louder! - Release: 15.10.2010

 

Besser hätte man die Scheibe nicht nennen können! "Louder!" (Leech Records) heißt das im Herbst 2010 erschienene Album der Schweizer Reggae/Ska-Combo Open Season und genau dieser Gedanke kam mir nach wenigen Sekunden Hörprobe in den Kopf.

Der wuchtige Opener "Turn up the volume" kommt in Form eines mächtigen und schweren Reggae-Grooves daher und zieht den Zuhörer sofort in den Bann. Fetter Bass, dicke Bläsersätze, tighte Rhythmusgruppe und eine Stimme voller Energie und Gefühl sind nicht nur für das erste Stück kennzeichnend.Dennoch legen die acht Berner sehr viel Wert auf stilistische Abwechslung. Von Ska, Rocksteady über (Early)-Reggae bis hin zum Dub werden unterschiedliche Spielarten jamaikanischer Musik hervorragend umgesetzt.

Beim fünften Song musste ich dann zum ersten Mal in den Fluss der CD eingreifen - und zwar mit der "Repeat"-Taste. Bei der entspannten Reggae-Nummer "I try" stimmt einfach alles: Ein absoluter Ohrwurm-Refrain trifft auf harmonische Backing-Vocals und dezente Bläsereinwürfe, die von einem lässig rollenden Groove getragen werden. Schöner geht es einfach nicht!
Zur zweiten Wiederholung kam es nach dem letzten Stück, das den Namen "Iron Dub" trägt und von Sanjay Tailor (AsianDubFoundation) gemixt wurde. Wer auf Dub steht, wird es lieben! Auf dem Fundament einer wohltuenden Basslinie entfaltet sich der verspielt spacige und sphärische Sound. Mit viel Hall und Echo verschmelzen die einzelnen Instrumente zu einem schwebenden Klangteppich, der immer wieder für überraschende Momente sorgt und die knapp acht Minuten wie im Fluge vergehen lässt. Hohe Dubkunst!

Der Sound wirkt authentisch und gleichzeitig innovativ, denn neben wunderschönen mehrstimmigen Gesängen und liebevoll arrangierten Bläsern gestalten auch Synthies den modernen Klang des Albums.

Mit viel Liebe zum Detail haben Open Season ein sehr gelungenes und rundes Werk produziert, das vom ersten bis zum letzten Song auf der ganzen Linie überzeugt!

 

Andi Rüttger


Tracklist:
01. Turn up the volume | 02. Rock me tonight | 03. Alive and kicking | 04. Soundboy | 05. I try | 06. Little Mary | 07. Hey Darling | 08. Louder! | 09. Hello | 10. Living on the edge | 11. Because of you | 12. Kiss me goodbye | 13. Iron Dub - dub mix by Sanjay Tailor (AsianDubFoundation)

___________________________________________________________________

Kalles Kaviar

Kalles Kaviar (CH) – Ooh Ooh Yeah Yeah - Release: 08.10.2010


Die Ska/Reggae-Band Kalles Kaviar hat sich seit Beginn ihrer Entstehung (1996) dem traditionellen Ska und Early Reggae verpflichtet und beweist mit dem aktuellen Album „Ooh Ooh Yeah Yeah“ (Leech Records), dass sie sich ihrer Sache treu geblieben sind.


Mit neuer Sängerin im Gepäck präsentieren die Schweizer eine abwechslungsreiche Mischung aus entspannten und treibenden Songs im Stile der 60er und 70er Jahre.

 

In „You’ll lose a good thing“ demonstriert Jana Kouril sehr beeindruckend ihre facettenreiche Stimme und verleiht dem zackigen Reggae-Beat eine angenehm samtige Note. Dabei überzeugt die Rhythmusgruppe durch Spielfreudigkeit und Routine, die sich über die Jahre entwickelt haben.   

 

Mit einem reinen Instrumentalstück landen die neun Musiker ebenfalls einen Treffer: „Troubled water“ beginnt mit einem majestätisch getragenen Intro, welches anschließend in einen flotten Ska-Groove überleitet. Nach dem eingängigen Bläsermotiv solieren Posaune und Saxophon ausgelassen über die Akkorde, während die  prägnante Basslinie in Verbindung mit Drums und Offbeats die Nummer zum Rollen bringt.

 

Besonders kennzeichnend für das Album ist jedoch der Wechsel von Frauen- und Männerstimme bzw. der Gesang im Duett/Trio, welcher seinen Höhepunkt im letzten Song „Passion Love“ findet. Mit dieser gefühlvollen Ballade setzen Kalles Kaviar einen gelungenen Abschluss für ihr aktuelles Werk und machen Lust auf mehr.         

 

Bezüglich des Sounds legten die Baseler viel Wert auf Authentizität und spielten die 15 Tracks größtenteils gemeinsam ein, was sich sehr positiv im Groove und der Natürlichkeit der Aufnahme bemerkbar macht.

 

Insgesamt handelt es sich bei „Ooh Ooh Yeah Yeah“ um ein sehr stimmiges und gutgelauntes Album, das von seinem Live-Feeling lebt und Freunde des Early Reggae begeistern wird!  

 

Andi Rüttger


Tracklist:

01. Ooh Ooh Yeah Yeah | 02. Put On Your Dancing Shoes | 03. King And Queen | 04. Keep Losing | Ground | 05. I Hear You Calling Me | 06. Troubled Water | 07. You'll Lose A Good Thing | 08. Gun The Man Down | 09. The Train Is Leaving | 10. Back To My Heart | 11. You're Too Bad | 12. Every Little Thing | 13. Stuck On You | 14. Police In The Car | 15. Passion Love

___________________________________________________________________