Talco - Gran Galà Talco - Gran Galà

Talco, Gran Galà, Destiny Records 144 / Broken Silence, CD (2012)

 

Erfrischend und symbolträchtig preschen Talco mit ihrer neuen CD "Gran Galà" Ende 2012 auf den Musikmarkt. Zwei Jahren ließen die sechs Norditaliener ihre Fans auf die neue Scheibe warten, deren Titel nicht weniger verspricht als eine Galaveranstaltung.

 

Vielleicht nicht ganz so glamourös, aber dafür mit einer fetten Portion Ehrlichkeit, Wut, aber auch großer Spielfreude im Bauch. Nach der Veröffentlichung "La Cretina Commedia" in 2010 liegen ihnen zwei wesentliche Einflüsse am Herzen. Zum einen beeindruckt von vielfältigen Tourerfahrungen der letzten Jahre, und zum anderen blutet noch immer das politische Herz, in Erinnerung an zehn Jahre "Berlusconism", die die Kultur eines ganzen Landes zerstört hat.

 

In der Konsequenz erlebt der Hörer eine vorher selten dagewesene Stilvielfalt zwischen Ska, Punk, Folk, Balkan und Klezmer bis hin zu Streetpunk und traditionellem, italienischem Folk. Fünfzehn zum Teil extrem schnelle, melodiöse und ausdrucksstarke Stücke. Eingebettet wird die Gala im metaphorischen Aufspielen einzelner Tarotkarten, die je ein Song darstellen und sich im Cover spiegelt. Eine Prise Ironie vermeidet den Eindruck, dass es allzu destruktiv wirkt. Bei dieser Textlastigkeit ist es pfiffig am Ende des Booklets eine englische Übersetzung anzubieten - vorbildlich.

 

DerDUDE

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Ten Inch P. Ten Inch P.

Ten Inch P., Irish Coffee From India, RHR Records, CD (2012)

 

Das "Geheimnis" dieser neuen Veröffentlichung besteht in fünf jungen Musikern, die aus Albstadt kommen und einem Mix aus Rock, Blues, Alternative und Ska fröhnen. Jetzt nicht die Neuerfindung des Rades, aber durchaus ein engagierter CD-Auftritt aus Ende 2012.


Albstadt liegt übrigens mittig zwischen München, Konstanz, Stuttgart und Straßbourg, womit diese Bildungslücke auch schon mal geschlossen ist. So in etwas mittig ist auch die Musik zu beurteilen. Durchaus gefällt der abwechslungsreiche Mix aus deutschen und englischen Texten. Schon fast üblich in aktuellen Veröffentlichungen, dass auch Stile mächtig gemixt werden und ein ständiges Auf und Ab, Schnell und Langsam produziert wird. Bei den Albergern, die zwölf eigene und gecoverte Stücke spielen ist da insgesamt noch etwas Luft nach oben. Die Aufnahmen sind nicht ganz rund und wirken, als wenn die Spitzen gestutzt wurden. Ganz gut gefällt wiederum der Song zehn "Trick Me Once", wo ein sauberer Offbeat die Ohren aufhorchen lässt. Die englische Stimme gewinnt auch deutlich vor dem deutschen Gesang. Da kann ruhig noch etwas experimentiert werden. Und das ist positiv gemeint.

 

DerDUDE

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Rude Rich & The High Notes, Tribute To The Greats Rude Rich & The High Notes, Tribute To The Greats

Rude Rich & The High Notes, Tribute To The Greats, Grover Records, CD (2012)

 

Rude Rich & The High Notes aus Amsterdam gehören zweifelsohne zu den europäischen Größen der zeitgenössischen Ska/Rocksteady/Reggae-Szene. Vergangene Kollaborationen mit jamaikanischen Stars wie Derrick Morgan, Rico Rodriguez oder Alton Ellis zeigen  den hohen Zuspruch, den sich die Band im Laufe ihres Bestehens verdient hat. Auf dem aktuellen Album präsentieren sie zehn ihrer favorisierten Reggae-Hits von Legenden wie Dennis Brown, Gregory Isaacs und Desmond Dekker im neuen Gewand und setzen ihnen damit ein ehrwürdiges Denkmal. Neben der populärsten Nummer „I Am Still In Love“ - im Original von Alton Ellis – haben Rude Rich & The High Notes eine wunderbare Auswahl an Songs zusammengestellt, die sich alle auf sehr hohem musikalischen Niveau bewegen.



Der Sound wurde perfekt abgestimmt, die Gesänge klingen traumhaft, das Gebläse besticht durch absolute Präzision und der Groove der Band ist einfach phänomenal. Reggae and Rocksteady at its finest! Neben den zehn Perlen befinden sich zwei zusätzliche Bonus-Tracks auf der Scheibe, die das Gesamtwerk harmonisch abrunden.



Wer sich nicht gegen Neueinspielungen alter Klassiker sträubt, wird mit einem hervorragend produzierten Album belohnt, das vom ersten bis zum letzten Ton überzeugt. 

 

Andreas Rüttger

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Sondaschule - Lass es uns tun Sondaschule - Lass es uns tun

Sondaschule, Lass Es Uns Tun, 7days Music / Sony, CD (2012)

 

Man, man, man. Die wilde Fahrt der Sondaschule geht in die nächste,  turbulente Runde. Total abstrus zu denken, da käme mit dem fünften Album mal ein "normales" Werk auf die Welt. Die sieben Akteure aus Oberhausen und Mülheim preschen mit einem deutschsprachigen Mix aus Ska, Punk und recht melodischen Einlagen hervor, die teils doch sehr poppig klingen und mit viel Backgroundgesang gefüttert sind.

 

Musikalisch hervorragend produziert; zu wenig Sondaschule, zu wenig Punk, zu glatt? Was hier 1999 begann, wandelte sich von Ska-Punk á la Mighty Mighty Bosstones über sehr tanzbaren Ska bis zur aktuellen Scheibe, die textlich noch viel nachdenklicher und überlegter klingt. Bei den Startsongs "Neue Welt", "Deine Ängste" und "Sklave der Uhr" geht es richtig ab, wie man es gewohnt ist. Später, bei "Für Immer Nie Nüchtern" oder "Lass Es Uns Tun", entwickeln sich Liedermacherqualitäten, an die sich der ein oder andere Fan sicherlich noch gewöhnen muss. New-Wave-Elemente frischen zwar die Pluralität auf, runden das Album aber nicht ab. Dafür gibt es überwiegend fette Bläser und saucoole Offbeats, die die Livequalitäten der Band gut erahnen lassen.

 

Ein sehr textreiches Album mit vielen Facetten zwischen Ska, Pop, Punk, Liedermaching und einem Schuss Augenzwinkern. Und das ist vielleicht auch gut so.

 

DerDUDE

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Mista Wicked & Riddim Disasta – Zruck zu de Wurzeln Mista Wicked & Riddim Disasta – Zruck zu de Wurzeln

Mista Wicked & Riddim Disasta – Zruck zu de Wurzeln, Soulfire, CD (2012)

 

Gewisse Vorkenntnisse der bayrischen Sprache solltet ihr mitbringen, wenn diese CD abgespielt wird. Aus Rosenheim im schönen Oberbayern kommt Mista Wicked und er singt so wie dort gesprochen wird: boarisch. Allerdings gibt es hier keine Volksmusik auf´s Gehör, sondern allerbesten bayrischen Reggae wie ich ihn bisher nur von Hans Söllner und Bayerman Vibration gewohnt war. Unterstützt von einer stimmlich perfekten Background-Sängerin bietet Mista Wicked Unterhaltung der gehobenen Art. Textlich sehr abwechslungsreich von augenzwinkernd „Boarisch-Deitsch“ über nachdenklich „Mutter Natur“ führt er uns in den zehn Liedern durch seine Heimat „A Bayer bleib a Bayer“ und seinen Garten „Tomaten“ zu seiner „Traumfrau“.



Die beiden schnelleren Tracks „Damit ma Spaß ham“ und „Greiz Kruzifix“ kommen musikalisch ebenso ausgefeilt daher wie der Rest des Albums und beglücken damit auch das Herz des Skaliebhabers.



Fazit: In feinstem boarisch gesungener, zum Träumen und entspannen (ich werde nicht chillen schreiben!!) einladender Reggae. Wer keine Sprachbarrieren kennt sollte sich diese Scheibe kaufen.

 

Skankman

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Less Than Jake - Greetings And Salutations Less Than Jake - Greetings And Salutations

Less Than Jake, Greetings And Salutations Rude Records, CD (2012)

 

Booooom! Wie eine mittelgroße Bombe, explosionsartig,  schnell, laut und fetzig trägt die Druckwelle auch die Schallwellen des neuen Albums von Less Than Jake vor sich her und in die Ohren der geneigten Hörer. Was da aus Florida ankommt ist geballte musikalische Professionalität und das Ergebnis aus dem Sprengstoffgemisch von Gitarre, Bass, Drums sowie Saxophon und Posaune, welches exakt zum richtigen Zeitpunkt gezündet wurde. Geführt wird diese Detonation vom stimmgewaltigen Sänger und Mitgründer der Band, Chris Damakes.

 

Eigentlich kaum zu glauben, dass die Sprengmeister des gepflegten  Ska-Punks bereits seit 1992 ihr Lunten legen. Intensive 20 Jahre, in denen sie nicht weniger als 15 LPs und 10 Singles abfeuerten. Ein Jubiläum, welches mit einem gebührenden Feuerwerk gefeiert wird. Es enthält die beiden limitierten EPs „Season´s Greetings“ und „Greetings from Less Than Jake“ sowie zwei weitere nicht veröffentlichte Knaller. Zwölf Mal die Kunst, den bombastischen Knall in eine melodische Form zu bringen und aus dem scheinbar Auseinanderstrebenden eine voluminöse Einheit zu bilden.

 

Passend das knallige Cover in gelb, orange und blau. Ein wackeliges Skelett mit heruntergelassener Hose, umgeben von verstreutem Strandgut oder besser Müll, welches teils lachend, teils bedrückend dreinschaut. Umgeben ist der Strand von Meeren aus Wasser und Schaum. Ein Eisbär auf einer einsamen Eisscholle. Im Hintergrund Berge.

 

Hinter den großen Kanonenschlägen verbirgt sich durchaus eine Gesellschaftskritik, die das Licht der Welt erblickt, wenn die großen Schwaden abgezogen sind und sich der Staub gelegt hat.

 

Fazit: Wo Less Than Jake drauf steht, ist auch Less Than Jake drin! Für Ska-Punk-Fans eine echte Kaufempfehlung. Für Less Than Jake Fans ein
Muss.
www.lessthanjake.com

 

DerDUDE

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No Authority - Between Here And Out Of Control (2012) No Authority - Between Here And Out Of Control (2012)

No Authority -Between Here And Out Of Control, Flight 13 Records, CD (2012)

 

Die Band No Authority gehört sicherlich mit zu den alten Hasen in der deutschen Ska-Punk-Szene. Unbeirrt huldigen die neun Musiker aus Lahr schon seit 1996 dem Ska-Punk, ohne auch nur die kleinste Ermüdungserscheinung zu zeigen. Zumindest nach Aussen nicht. Wie jede Band haben auch No Authority mit den Tücken des täglichen Lebens zu kämpfen. Umso erstaunlicher ist die  Konstanz, mit der sie über Jahre Livekonzerte spielen und Veröffentlichungen abliefern.

 

Nach "Don't Lose Heart" aus 2008 kam 2012 ihr fünftes Album mit dem Titel "Between Here And Out Of Control" heraus, deren zwölf Songs, mit englischen Texten, zum großen Teil schon Ende 2011 fertig waren und auf den folgenden Livekonzerten grandios abgefeiert wurden. Erneut bekommen wir hier einen schmucken Mix aus Ska und Ska-Punk serviert, der auch  schon mal an die Grenzen geht, was noch Ska ist. Aber dieses Menü wird einem so charmant und zugleich fetzig präsentiert, dass man es gar nicht so sehr merkt. Häppchen gefällig?: "On A Sunday" oder "In My Head". Charakteristisch ist auch die kräftige, stimmgewaltige Doppelbesetzung des Gesangs mit Stefan und Philip,  die auch benötigt wird, um gegen die lauten, schnellen und dominanten Gitarrenriffs anzukommen.

 

Das sie immer wieder mit Reel Big Fish, Less Than Jake oder Ska-P verglichen werden, mögen sie vielleicht nicht gerne hören, aber es erleichtert die Beschreibung für Leute, die die Musik nicht kennen ungemein. Kaufen! www.skapunk.de

 

DerDUDE

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Rocking Records, Promo Sampler Volume 1 Rocking Records, Promo Sampler Volume 1

Rocking Records, Promo Sampler Volume 1Rocking Records, CD (2012)

 

Das 2011 in Bamberg gegründete Label hat sich zum Ziel gesetzt, „gute Skamusik aus der ganzen Welt zu veröffentlichen“. Klingt einfach und hat innerhalb kürzester Zeit hervorragend funktioniert! Als Beweis dafür liefert Rocking Records seinen ersten Promo-Sampler mit 13 verschiedenen Bands aus drei Kontinenten.



Keyser Soze aus Nevada überzeugen mit einer gelungenen Mischung aus Ska und Soul, die australische Band The Resignators lässt es hingegen etwas mehr rocken und The Blaster Master zeigen eindrucksvoll, wie es sich mit dirty Reggae aus Finnland verhält. Traditionellen Ska liefern neben The Void Union u.a. die italienischen Combos Jokerface und The One Droppers. Aus Deutschland gibt es eher moderneren Ska von The Butlers und Spicy Roots.

Die dazugehörigen Alben der vertretenen Bands findet man natürlich auf der Homepage des Labels, das sich neben Ska auch Rocksteady und Reggae auf die Fahne schreibt.



Insgesamt besticht der Sampler nicht allein mit einer sehr guten Auswahl an unterschiedlichen musikalischen Stilrichtungen, sondern auch mit dem hohen qualitativen Niveau der einzelnen Songs. Nach diesem facettenreichen Debüt darf man schon gespannt auf Volume 2 sein! www.rockingrecords.de

 

Andreas Rüttger

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Jump The Shark - Maladjusted (2012) Jump The Shark - Maladjusted (2012)

Jump The Shark! - Maladjusted, Eigenvertrieb, CD (2012)



Loch Ness ist meines Erachtens noch nicht am Bodensee gesichtet worden. Jedoch ein gefährlicher Hai über den gesprungen wurde? Leider nichts dergleichen an schön, gruseliger Dramatik ist wahr.

 

Jump The Shark nennt sich die Band aus Lindau, dessen Name eine Metapher aus dem englischen bemüht und die Situation beschreibt, wo eine TV-Serie ihren Höhepunkt bereits überschritten hat. Mysteriös genug.

Mit ihrer ersten CD "Maladjusted", die 2012 erschienen ist, haben sich die sieben Musiker rund um den Sänger und Gitarristen Jay eine Menge Zeit gelassen, denn ihre Gründung geht auf das Jahr 2006 zurück. Die altersmäßig noch recht junge Band spielt Ska-Punk mit Elementen von Reggae und Swing mit englischen Texten. Und das gar nicht mal so schlecht. Die "sieben Chaoten", wie sie sich selber nennen, haben ihre Spiellaune und -erfahrung von über 150 Konzerten auf diese CD gebannt. Da zippt und zwickt es zwar noch an kleinen Ecken, aber das Gesamtwerk macht schon Spaß. Anspieltipp für Ska-Reggae-Fans ist "Beside me" und  Hypocrite". Bei "Let Me Go" hält der Ska-Punk Einzug und Sänger Jay stellt seine guten Gesangsqualitäten unter Beweis.

 

Bei allem Stilmix bleiben die einzelnen Stücke einem Stil weitgehend treu. Das macht die Scheibe interessant und nicht zu einem willkürlichen Wirrwarr an Rhythmen. Mit Maladjusted, übersetzt verhaltensgestört, werden auch Verhaltensweisen und Meinungsmacher hinterfragt, die das Richtige und Normale festlegen - siehe Song fünf "Maladubted". Vielleicht ist man dann doch lieber mal etwas maladjusted.

 

Die einfache CD-Box ziert ein Cover mit dem Soldaten, der 1961 über die Berliner Absperrung in den Westen gesprungen ist. Hier springt er symbolisch durch ein Doppelseil, welche von zwei jungen Mädchen geschwungen werden. Eine Menge mysteriöse Bilder, wofür man doch selber etwas die Fantasie gebrauchen darf oder sich gleich die Musik und Texte anhört. www.jumptheshark.de - Downloadoption: http://jump-the-shark.bandcamp.com



DerDUDE

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Tequila and the Sunrise GangIntoaction, Cargo Records, CD (2012)

 

Ganz schön lange haben die norddeutschen Musiker auf ihr Debütalbum warten lassen. In zehn Jahren hat sich eine Menge Erfahrung angesammelt, die nun in diese Scheibe gepresst wurde. Wild geht es von Ska über Punk, Reggae und Dub bis hin zu Gypsyelementen. Im Titeltrack "Intoaction" wechseln sich getragene Passagen mit richtig feinem bläserverstärktem Punkrock, während das Gefühl aufkommt, dass die berühmten Engel und Teufel, die auf den Schultern sitzen, ein Wettsingen veranstalten.

 

Diese Gegensätzlichkeit zieht sich durch das komplette Album und ist in vielen der zwölf Songs wiederzufinden. Persönlich hat mir der Song "Sound Capital" sehr gut gefallen, weil ich endlich mal wieder ein Banjo Bluegrass spielen hören durfte. Zusammenfassend würde ich sagen, solider gut gespielter Offbeatpunk mit musikalischen Ausflügen in Richtung Singer-Songwriter auf der einen und fast schon metalhaften Auswüchsen, wie in "One Day As A Lion", auf der anderen Seite. Alles untermalt von einer wirklich sehr guten Bläsersektion.

 

Skankman

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Dr. Woggle & The Radio - Weinheim City Live Dr. Woggle & The Radio - Weinheim City Live

Dr. Woggle & The Radio - Weinheim City LiveRocking Records, CD (2012)

 

„Weinheim Citeeeeeey, are you ready for Rockers Reggae?“ Mit diesen Worten bringt Sänger und Rampensau Nikolaus Weinheim das majestätische Intro zum Ende und eröffnet ein fantastisches Konzert, das im heimischen Café
Central aufgezeichnet wurde.

 

Trotz der enormen Anzahl an eigenen Hits widmen sich die Woggles musikalisch auch jenen Bands, die sie im Laufe ihres Lebens geprägt haben. Neben Klassikern von Jackie Opel, Ken Boothe, Hepcat oder den Skatalites sticht dabei die Reggae-Version „Keep Me Hangin’ On“ (The Supremes) besonders hervor. Der größte Teil des Mitschnitts besteht jedoch aus den großartigen Eigenkompositionen von Dr. Woggle & The Radio, die in ihrer Wirkung und Intensität den Covernummern in keiner Weise nachstehen. Eine druckvolle und solide Rhythmusgruppe, fettes Gebläse und wunderschöne mehrstimmige Gesänge zeichnen den Sound der sympathischen und vor allem authentischen Band aus. Die Produzenten des Albums haben dankenswerter Weise Wert darauf gelegt, die Stimmung des Konzertes so originalgetreu wie möglich einzufangen und kleine tonale Unsauberkeiten nicht nachträglich zu „korrigieren“. Großes Lob! 



Insgesamt ein sehr starkes und ehrliches Live-Album, auf dem man vergeblich nach schwachen Nummern sucht! http://www.drwoggle.com



Andreas Rüttger

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Jamaram - La Famille (2012) Jamaram - La Famille (2012)

Jamaram - La FamilleSoulfire Artists, CD (2012)

 

Aus dem schönen Bayern kommend legen uns Jamaram hier ein sehr abwechslungsreiches Album vor, was in keine Schublade passen wird.

 

Das Titellied "La Famille" z.B. kommt in einer perfekt verarbeiteten Mischung aus Chanson und Jazzeinflüssen daher, während Lieder wie "Hold On" oder "Try Try Try" sehr stark nach Liedermacher klingen. Aber gerade wenn man sich entspannt zurück lehnen will, um der Akustikgitarre zu lauschen, überraschen Jamaram dann in Slow mit einem überhaupt nicht langsamen heißblütigem Latinorhythmus. Freunde des Offbeats kommen in den übrigen zehn Stücken ebenso auf Ihre Kosten wie Anhänger gut gemachter Popmusik.

 

Insgesamt muss ich sagen, habe ich schon lange kein Album mehr gehört, in dem so viele unterschiedliche Stilrichtungen in wirklich gekonnter Art und Weise zu einem Gesamtwerk verschmolzen wurden. Nichts für Hardcore-Fans. Für Freunde abwechslungsreicher, eher poppiger Unterhaltung auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

 

Skankman

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Vino Rosso - Huamkemmen Vino Rosso - Huamkemmen

Vino Rosso - Huamkemmen, Vino Rosso, CD (2012)



Aus Tirol stammend, und ihrer Heimat sowohl in Wahl der Instrumente als auch Sprache sehr verbunden, bringen Vino Rosso hier endlich einmal wieder etwas Neues in den Offbeatsektor. Die Vielfalt des Albums zeigt sich nicht nur in den drei verwendeten Sprachen Englisch, Italienisch und ihrem Tiroler Heimatdialekt, sondern auch in der musikalischen Ausgereiftheit. Neben Ska und Reggae finden sich auch Dancehall-Elemente, und immer wieder wird das ganze durch den Einsatz von Zither, Jodlern und anderen Einflüssen aus der Volksmusik zu einem bisher unbekannten Erlebnis verknüpft. Die Texte bedienen alles von spaßig wie in “Augschnittn“ - Achtung! Nicht für Vegetarier geeignet - bis zu einer klaren Aussage “Free Tibet“.

 

Wer sich also nicht scheut, seinen Geist für etwas Neues zu öffnen und sich auch nicht davon abschrecken lässt, dass inmitten eines klassischen SKA-Tracks wie dem “Touristensong“ plötzlich ein Volkslied eingebaut wird, der wird sich von den 12 Liedern auf diesem Kunstwerk bestens unterhalten sehen. Ich kann nur sagen DANKE dafür und hoffentlich mehr davon. www.vinorossoband.com

 

Skankman

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Tommy Tornado - Cool Down Tommy Tornado - Cool Down

Tommy Tornado - Cool Down, Pork Pie / Broken Silence, CD (2012)
 
Heute will ich euch die 2. CD von Tommy Tornado, eines außergewöhnlich guten  holländischen Saxophon-Künstlers, ans Herz legen. Eventuell hat ihn schon mal  jemand auf einem Toasters-Konzert gesehen, er ist recht häufig Bestandteil des  europäischen Lineup. Der Mann ist gerade mal Anfang 30 und ein wahres Genie an  seinem Instrument.

So, zur CD:
Meine erste spontane Reaktion nach ungefähr 15 Sekunden, beim Opener namens  "Marcus Garvey", war anlehnen und Augen schließen. Leider hat dann der  Gegenverkehr gehupt. Also am besten nicht unterwegs, sondern zu Hause ganz entspannt im Sessel oder auf der Couch genießen. Hier gibt es Ska der ganz alten Schule, phasenweise erinnert mich das sehr an die alten Skatalites. Wunderbar getragene Melodien mit kraftvollen Bläsereinlagen, einfach perfekt abgestimmt.

Tommy Tornado beweist einmal mehr warum schon nach seinem Debutalbum gesagt wurde, dass es sehr schwer sein wird, einen besseren Saxofonisten zu finden. Ich glaube jetzt dürfte es unmöglich sein. Sicher bewegt er sich in einer Mischung aus Ska, Rocksteady und ein wenig Dub.



Gesungen wird sehr wenig auf dem Album, nur drei Mal kommen Gastsänger zum Einsatz, dabei variieren die Stücke mit Gesang von afrikanischen Einflüssen (Gesang Ebou Gaya Mada) über dublastig (feat. Tobias Loudmouth) bis hin zum klassischen Reggae (feat. Awwa).



Auch Mr. T-Bone ist als Gast vertreten und läßt sein Instrument erschallen.
Erschienen ist das gute Stück bei Pork Pie.

Viel Spaß damit wünscht euch
Skankman

http://www.tommytornado.com

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CD-Reviews 2012

The Resignators (Melbourne) 2010/2012 The Resignators (Melbourne) 2010/2012

The Resignators,  See You In Hell, Rocking Records/Broken Silence, CD (2010/ D 2012)

 

Weder glaube ich an die gruselige Wiedergeburt, noch an die Märchen(t)räume Himmel und Hölle. Von daher betrifft mich die Drohung „See You In Hell“ jetzt nicht so sehr. So heisst die nicht mehr ganz aktuelle Scheibe der sieben Ska-Punker aus Melbourne. Hier in Deutschland erscheint sie im Juli 2012. Wohl eher wegen ihrer Europa-Promo-Tour im Juli 2012.

 

Tatsächlich erblickte der erste Longplayer der Band die Welt bereits 2010. Na, ist ja auch ganz schön weit weg. Weit weg ist diese Produktion aber auch, was die Innovation im Bereich Ska und Punk angeht. Die zehn Songs sind ganz nett gemacht. Ebenso wie das wenig informative Inlay der CD wirkt das Gesamtpaket aber nur wenig überzeugend.

 

Mit den Mighty Mighty Bosstones und Rancid sind die Vorbilder der Band genannt und auch die Stilrichtung schnell beschrieben. Ein Wechsel zwischen treibend schnellen Songs und ein paar langsameren Stücken, die dann auch etwas Raum für ausgefeilte Bläsersoli und melodischen Gesangseinlagen lassen.

 

Das ist eine klassische Livepunkband und -musik, die sicherlich fantastisch und voluminös die Bühne einnimmt und die Tanzfreunde im Publikum vom Hocker reissen! Als schöne Erinnerung nach einem Livekonzert würde ich mir die CD dann auch mitnehmen. DerDUDE

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Spacialized Specialized

SPECIALIZED - A MODERN TAKE ON SPECIALS CLASSICS, Various Artists, 2012 (Specials2), Doppel-CD
 
In meiner ersten von hoffentlich noch vielen CD-Vorstellungen hier möchte ich euch ein Doppel-Album näher bringen was nicht nur musikalisch einfach nur vom feinsten ist sondern nebenbei auch gleich noch Gutes tut, da sämtliche Einnahmen daraus dem Teenage Cancer Trust - vergleichbar mit der deutschen Kinderkrebshilfe - zufließen.


Zum Leben erweckt wurde dieses Projekt von Paul Willo, bekannt als Biographie-Schreiber der Specials. Er machte einen öffentlichen Aufruf, wer Interesse hat einen Song der Specials neu einzuspielen und wie man sieht war das Feedback gigantisch.


Den meisten der 41 Künstlern und Bands, nicht alle aus dem SKA-Sektor!, gelang es die Stücke der Specials nicht nur zu covern sondern komplett neu zu interpretieren. Da hier der Platz nicht ausreicht, auf jedes Stück einzugehen kann ich euch nur einen kurzen Abriß geben, was euch erwartet.


Während "You`re wondering now" von The Values, "Friday Night, Saturday Morning" von King Hammond, "Guns of navarrone" von den Communicators ft. Rhodas Dakar und "Do the dog" von den Amnesiacs noch den klassischen Ska bedienen gibt es aber noch sehr viele, in meinen Augen sogar bessere Varianten. Ganz vorn für mich persönlich Swagga mit ihrer Ska-Hop Version von "Stupid Marriage" oder die Modpunks von The Dustaphonics mit "Gangster".


Besonders extravagant sind das Piano-Instruemtal "Stereotype" von Imani Hekima oder der Schulchor der Hungerford School mit "Longshot Kick The Bucket" und zu guter Letzt ein Techno-Track ( ja genau das ) von Onex & Trax der eigentlich kein spezielles Specials-Lied als Vorlage hat, aber wirklich saugut ist. Ich höre jetzt mal auf sonst wird der Artikel noch mehrere Seiten lang.

Zusammenfassend kann ich nur sagen PFLICHTKAUF!!! Mit Versand aus England ca. 25,-€, aber wie gesagt alles für einen guten Zweck. Wer sich nähere Informationen dazu einholen will oder die CD kaufen bzw. downloaden, der besucht am besten die HP.


Unter www.specializedcharityalbum.co.uk findet ihr alles dazu.


Skankman

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Babylove And The Van Dangos Babylove And The Van Dangos

Babylove & The Van Dangos, Let It Come, Let It Go, Pork Pie, CD (2012)

 

Hier kommt ein recht seichtes dänisches Ska-Paket mit viel Gefühl und fantasievoller Inspiration. Gleich das kunstvolle Cover verweist darauf, dass hier viele kleine Geschichten erzählt werden. Die Tiefsinnigkeit der Texte und Geschichten, rund um einen Hafenbaron, wird sich nicht gleich jedem erschließen. Ein wenig viel Mysteriosität für meine Begriffe.

 

„Let It Come, Let It Go“, das vierte Album der siebenköpfigen Nordlichter, schwingt musikalisch zwischen jamaikanischen Wurzeln, Soul, Reggae und Rocksteady. Die Scheibe wird dem ein oder anderen etwas zu ruhig sein. Liebhaber des traditional Ska und Rocksteady werden jedoch neue Lieblingsstücke hinzugewinnen. Gleich die ersten beiden Stücke „Glengali“ und „Never Seen A Girl“ sind solche potenziellen Ohrwürmer.

 

Mit zwölf Songs ist es sicherlich keine Schmalspurveröffentlichung und das nordische Herzblut ist deutlich zu spüren. Stilvielfalt muss nicht mit plumpen Geschwindigkeitsvarianten einhergehen. Das lernen wir hier. Da auch die Stimme gefällt, haben wir es mit einem prima Album zu tun, welches im Bereich seichterer, melodischerer Interpretationen gut punkten kann. Man muss sich etwas an die Scheibe heranfühlen und -hören. Aber vielleicht macht es das ja auch so spannend und interessant. DerDUDE

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The Unjerks, Offbeat Radio 2011 The Unjerks, Offbeat Radio 2011

The Unjerks, Offbeat Radio, Creative Commons, CD (2011)


Die sechs Jungs aus Hamburg, Bremen und Lüneburg bleiben auch bei ihrer zweiten Veröffentlichung nach „Showview“ (2009) bei ihren jungen Ska-Punk-Wurzeln oder wie sie es nennen Ska’n’Roll. Bereits Ende des letzten Jahres erblickte der Silberling mit dem Titel „Offbeat Radio“ das Licht der Musikwelt.

 

Bis auf den Song „Indiekiller“ sind die Liedtexte auf englisch. Dabei sticht der Song auch durch seine besondere Punklastigkeit und Aggressiviät hervor und sprengt auch etwas die Gesamttendenz der Veröffentlichung. Nicht immer ist es positiv, wenn die Bandbreite der Einflüsse und Variationen sämtliche Tellerränder verlässt. Es mag vielleicht spannend sein, der Pluralität der Interpretationen zu lauschen, jedoch geht dies immer auch etwas zu Lasten der musikalischen Identifikation und eines eigenen Stils.

 

The Unjerks bekommen hier noch einmal die scharfe Kurve. Denn insgesamt klingt das Werk doch recht ok. Zehn Stücke, die viel Spielfreude an den Tag legen und der Offbeat, zumindest in weiten Teilen, gefeiert und nicht niedergerockt wird. Sehr witzig ist die Idee, eine Geschichte des ersten Albums im Zweiten fortzuführen „What Happened To Kronos“. Sehr schön! DerDUDE

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Rafiki, Mehr, 2012 Rafiki, Mehr, 2012

Rafiki, Mehr, Rotlicht Records, CD (2012)

 

Zwölf schnelle Songs mit deutschen Texten bieten die jungen Punkrocker aus Unterfranken dem geneigten Musikfan. Ein alter Trugschluss wird hier allerdings wieder geprägt, wenn Ska-Punk angekündigt wird. Dabei gilt einmal mehr, ein paar Bläser und steile Gitarrenriffs machen noch längst keinen Ska-Punk! Ohne eine gehörige Portion Offbeat im Gepäck ergibt das weder Ska noch Ska-Punk! Die Jungs von Spy Kowlik und The Unjerks, die in diesem Heft ebenfalls besprochen werden, machen es vor.

 

Die dritte Scheibe, der in 2002 gegründeten Band, ist also mehr Punkrock. „Mehr“? Genau, so heisst der Titel der insgesamt guten Produktion der fünfköpfigen Band, die musikalisch konsequent gespielt wird. Inhaltlich wird kritisch das Konsumverhalten der Gesellschaft aufgegriffen, die sich niemals satt zeigt und immer „Mehr“ will. Das doppeldeutige „Mehr“ ist dann sicherlich auch als ein Mehr Musik von Rafiki zu verstehen. Gesellschaftskritisch sind dann auch die Texte, die sich zwischen Konsumkritik, verfehltem Glück und verpasster Liebe bewegen. Mit dem vorletzten Song „Alles wird gut“ werden dann etwas versöhnlichere Töne angeschlagen.

 

Geschmackssache ist die doch recht spitze und markante Stimme, die etwas gewöhnungsbedürftig ist. Eine Rolle spielt dies zukünftig allerdings nicht mehr, weil der Sänger Anfang 2012 die Band verlassen hat und der Leadgesang nun vom Bassisten übernommen wird. DerDUDE

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Spy Kowlik - Spycology 2012 Spy Kowlik - Spycology 2012

Spy Kowlik, Spycology, Eigenproduktion, CD (2012)

 

Fasten your seatbelts, please! Here we go: Seit 2000 fliegt die siebenköpfige Trierer Band durch den weiten Kosmos der musikalischen Interpretationen zwischen Ska-Punk, Reggae und Rock. Mit dem vierten Silberling kracht es mal wieder so richtig an allen Ecken und Enden. Teils extrem schnell und mit spitz gespielter Offbeat-Gitarre geht es los. Ergänzend werden klirrende Bläser und einprägsame Gitarrenriffs durch einen guten, überwiegend englischen Gesang zu einer Galaxie geformt, die ihre eigenen Gesetze, ja sogar ihre eigene Wissenschaft besitzt. „Spycology“!

 

Diese ist wohl eher in den Texten zu finden, denn für hypergalaktische, musikalische Überflüge sind die Spy Kowlik einfach zu bodenständig. Und das ist gut so! Das ist solide und besitzt Fundament. Die prägenden Gitarrensoli in Song zwölf „Bonjour Tristesse“ sind hierbei nur ein Beispiel. Und dann streben sie doch noch in Sphären über den Wolken, wie es das Cover fantasievoll spiegelt. So sanft die Bilder und Illustrationen daherkommen, so geschmeidig ist auch das Gesamtpaket, wo keine Bandsektion, sondern nur der Hörer der Gewinner ist. Insbesondere live dürfte das einen riesen Spaß machen. Mit etwas Glück erhascht ihr etwas von dieser ganz eigenen „Spycology“. DerDUDE

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Skatoons - Am Arsch die Räuber The Skatoons - Am Arsch die Räuber

The Skatoons - Am Arsch die Räuber - ELMO Records (2007), Rotlicht Records (2012), CD

 

Bühnen-Ska-Punk aus Hamburg. Die sehr umtriebigen The Skatoons spielten seit ihrer Gründung 1999 weit mehr Konzerte als manch Band mit wesentlich mehr Alben. Drei fanden den Weg in die Pressen: Das Debütalbum „Einmal Ska und Zurück“ (2003), gefolgt von „Am Arsch die Räuber“ (2007) und schließlich 2010 „High Noon am Hansaplatz“.

 

Nun erscheint „Am Arsch die Räuber“ in einer Neuauflage bei Rotlicht Records. Dieser Titel steht als Sprichwort für etwas, was nicht so richtig funktioniert. Damit sind wohl eher die vielen auch emotionalen Fehltritte des täglichen Lebens gemeint, als das Ergebnis dieser Platte. „Spät dran“ heißt eines der 15 Stücke, die in 2006 aufgenommen wurden. Passt etwas zum Zeitpunkt der Neuauflage.

 

Die deutschsprachigen Texte werden von einem eindeutigen, musikalischen Ska-Punk ummantelt, der auch mal spitz die E-Gitarren sprechen lässt. Bis auf das letzte Stück „Jazztoons“, welches instrumental aufgeführt wird, werden meistens Themen des täglichen Lebens besungen. Mal etwas intellektuell-politischer „Kurz Geschoren“, mal etwas plump „Hauptsache Blond“ erinnert das Projekt schon etwas an die Sondaschule. Das ist ja auch nicht verkehrt, denn der Vergleich gilt auch für die gute Beherrschung der Instrumente. Die Kids stehen da total drauf, habe ich mir sagen lassen. Es ist Ska-Punk und das ist gut so! Von den Skatoons wünschte ich mir mehr, auch neuere Sachen.  DerDUDE

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El Bosso & die Ping Pongs

El Bosso & Die Ping Pongs * Tag Vor Dem Abend * Pork Pie, CD (2012)

Die Pioniere der deutschsprachigen Ska-Szene haben endlich ihr heiß erwartetes Album „Tag Vor Dem Abend“ veröffentlicht und klingen frischer als je zuvor. In typischer El Bosso-Manier präsentieren die Münsteraner 14 sehr abwechslungsreiche Songs, die stilistisch nicht breiter gefächert sein könnten.

 

Einflüsse aus Funk, Rock, Drum & Bass, Punk, Disco und Pop ziehen sich durch das gesamte Werk und sorgen stets für musikalische Überraschungen. Spielerisch bewegen sich El Bosso & Die Ping Pongs dabei auf sehr hohem Niveau und bereiten nicht nur Ska-Liebhabern große Freude. Wie erwartet glänzt Dr. Ring-Ding sowohl an der Posaune als auch vokalistisch und sorgt für angenehme gesangliche Abwechslung.


Neben zahlreichen Eigenkompositionen befinden sich auf der Scheibe tolle Arrangements bekannter Hits, aus denen John Holts „Man Next Door“ („Mann Von Nebenan“) besonders hervorsticht. Den absoluten Ska-Hit zum Mitsingen und Tanzen liefern die Urgesteine kurz vor dem Ende mit „Das Braucht Doch Keiner“ feat. MC Navigator.


Insgesamt ein sehr facettenreiches, originelles und überzeugendes Album, das nicht nur El Bosso-Fans begeistern wird.  Andi Rüttgers

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The Slackers - The Radio The Slackers - The Radio

The Slackers - The Radio - Moanin' / Al!ve (2011), CD

 

Hier kommt ein mächtiges Großgewicht aus der amerikanischen Ska-Szene auf den Plan. Mit nicht weniger als 16 Alben brennen die New Yorker The Slackers seit 1991 ein Feuerwerk des geschmeidigen Ska, Rocksteady und Reggae auf das weltweite Publikum ab.

 

Mit „The Radio“ (2011) wird erneut eine Batterie gezündet, welche es wirklich in sich hat. Was Vic Ruggiero, Sänger und Mann an der Orgel, mit seinen fünf professionellen Musikkumpanen neulich treibt, ist schon recht frech! Relativ wahllos, so scheint es, werden bekanntere Songs aus den 60er, 70er und 80er Jahren gnadenlos gecovert. In elf Tracks scheuen die skaerprobten Musiker keine noch so eigene Interpretation. Da wird gekürzt, da wird umgeschrieben, ein neuer Rhythmus und ein neues Feeling reingebracht. Jeder weiß, wie peinlich manch Geständnis ist, was der jugendliche Leichtsinn „damals“ für hörbar, gar schön empfand!

 

Die musikalische Umsetzung ist grandios bis faszinierend, die Stücke muss man dann (wieder) mögen. Und nun kommt wohl der Horror eines jeden Musikredakteurs eines solchen Magazins. Der Gastschreiber zitiert, da es einen besten Überblick über eine Scheibe bietet und evtl. Lust auf mehr macht: Attitude (The Misfits), Like A Virgin (Madonna), Strychnine (The Sonics), I'm Still Standing (Elton John), Jeepster (T.Rex), Misfits, The Letter (The Box Tops), Game Of Love (Santana feat. M. Branch), Reach Out (Four Tops), Bitch (The Rolling Stones), Ganbare (The Blue Hearts), Volunteers (Jefferson Airplane).

 

So! Jetzt kann ich mir meine „Papiere“ holen, aber ihr habt zumindest einen Tipp! DerDUDE

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Freddy’Loco & His Gordos Ska Band - Round 4 Freddy’Loco & His Gordos Ska Band - Round 4

Freddy’ Loco & His Gordos Ska Band - Round 4 - Rocking Records (2011), CD

 

Belgien goes Ska-Jazz. Das ist dann schon recht speziell, wenn auch in der Ska-Szene keine ungewöhnliche Erscheinung. Frédéric Loco, kurz Freddy Loco, ist sicherlich ein großartiger, ambitionierter Trompeter. Auch die neuerlichen Gesangseinlagen sind gar nicht mal von so schlechten Eltern, kommen sie doch recht geschmeidig rüber. Und bei „Monkey Bizz“ geht auch mal die Post ab. In Song „Come On To The Dance Floor“ wird die „Wir sind alle Menschen“-Attitüde redlich bedient. Alles ganz nett, und der Offbeat steht nahezu in Dauerbegleitung parat.

 

Insgesamt ist das Album aus dem Jahre 2011 doch eher etwas für die gediegeneren Ska-Jazz-Fans, die sich der instrumentalen Musik der Skatalites oder des New York Jazz Ska Ensemble zugeneigt fühlen. Auf dem vierten Album gibt es 13 Tracks, die den Erwerb schon attraktiv machen. Aber wenn man die beiden vorgenannten, traditionsreichen Bands nicht mag, wird aus der musikalischen Liebe und Heirat zu den belgischen Musikanten wahrscheinlich nichts. DerDUDE

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Keyser Soze - But Not For You Keyser Soze - But Not For You

Keyser Soze - But Not For You - Rocking Records (2011), CD

 

Obwohl bereits das dritte Album erschienen ist, sind die sieben Amerikaner aus Reno/Nevada in Europa noch nicht so bekannt. Dies könnte sich in den kommenden Monaten durchaus ändern, denn mit dem in 2011 in Deutschland präsentierten Album „But Not For You“ gelingt eine schöne, ausgeglichene Wanderung durch die Musikstile Rocksteady, Ska und Reggae. Kleinere Ausflüge in die souligen und jazzigen Sphären runden hierbei die Scheibe ab.

 

Stilgerecht ist es weniger ein deftiger Kracher, sondern mehr ein seicht abgewogener Mix in zehn musikalischen, bunten Cocktails. Der Bandname ist eine Anlehnung an den gefürchteten Gangsterboss aus dem Film „Die üblichen Verdächtigen“. Dies lässt sich zumindest deutlich aus dem Titel des ersten Albums herauslesen „Who Is Keyser Soze“, der Schlüsselfrage des Films.

 

Beim ersten Hören der abwechslungsreichen Stücke mag der Zweifel irgendwie noch nicht ganz weichen. Über den ein oder anderen sehr eingängigen Track, z.B. „Nightmare“ oder „Arti Bella“, lässt sich jedoch eine längerfristige Freundschaft aufbauen. Zumindest für eingefleischte Fans des authentischen Rocksteady und Ska. DerDUDE

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Kevin Batchelor’s Grand Concourse Kevin Batchelor’s Grand Concourse

Kevin Batchelor’s Grand Concourse - Rocking Records (2011), CD

 

New York City und die Bronx klingen zunächst nach viel Lärm, Bandenkriminalität und Gewalt. Man mag es vielleicht wie eine Oase empfinden, wenn die ruhigeren, dafür aber nicht weniger gewichtigen Klänge und Stimmen aus den New Yorker Stadtteilen Bronx und Brooklyn etwas ganz anderes über den Teich schicken.

 

Aus Brooklyn kommen Eddie Ocampo (Schlagzeug), Dan Jeselsohn (Bass) und Tony Orbach (Saxophone). Ska und Early Reggae prägt Kevin Batchelors (Sänger und Trompeter) Debütprojekt, welches nahezu ausschließlich aus bekannten, New Yorker Szenemusikern besteht und 13 Tracks hervorbringt.

 

2011 holt der umtriebige Skatalites-Trompeter, der bereits seit 25 Jahren in der Bronx lebt, das Kollektiv des traditional Ska zusammen, um dem jamaikanischen, musikalischen Ursprung zu huldigen. Das Ergebnis ist „Kevin Betchelor’s Grand Concourse“, indem seine Gesangseinlagen durchaus seinen Reiz haben. Es sind halt mehr die Klänge, die einen an die Klassiker erinnern und faszinieren. Oft eher etwas zum Mitschwingen als zum kantigen Skanken. Wer es ausprobieren möchte schaut sich nach der Tour im Mai und Juni 2012 um, wo sie mit Keyser Soze in Deutschland und Europa vorbeischauen.  DerDUDE

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Prince Perry - Love At The End Of The Century Prince Perry - Love At The End Of The Century

Prince Perry - Love At The End Of The Century - Rocking Records (2011), CD

 

Prince Perry ist ein Ska-Projekt aus dem entfernten Kanada, welches dann doch reichlich britischen Pop im Gepäck führt. Relativ frisch kam der Sänger und Gitarrist Perry Gladstone mit seiner Backingband, The Gladstones, 2010 zusammen, um sein Soloprojekt zu starten. Das Ergebnis ist die aktuelle Scheibe „Love At The End Of The Century“, die in Deutschland Ende 2011 erschienen ist.

 

Die geschmeidigen elf Songs, mit einem Police-Cover, wirken insgesamt sehr rund, eingängig und melodisch. Das sind so die Veröffentlichungen, die einen schnell zur Repeat-Taste führen, jedoch dann nach einer Woche im ewigen CD-Schrank verschwinden. Hier ist es nicht ganz so. Hier nippt man etwas, wie an einem guten Whisky, und erfährt die Genialität erst in der späteren Entfaltung. Und wie es so mit guten Whiskys ist, greift man auch zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu, um die Nuancen erleben zu dürfen.

 

Zu einer der Ausprägungen zählen vor allem die Einflüsse aus den 80er Jahren und dem 2-Tone Ska. Charakteristisch ist dies auch am Synthesizer zu erkennt, der ab und an auch eine windige Orgel erschallen lässt. In manchen Teilen ist der Sound vielleicht etwas zu poppig, aber das ist wie immer Ansichtssache. Gäbe es dreieinhalb Sterne, würde ich sie vergeben.  DerDUDE

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Ashpiper - Born Bad Ashpipe - Born Bad

Ashpipe - Born Bad - Mad Butcher Records, CD (2012)


Italienischer Punkrock mit schriller Geige sowie Skapunk- und Folk-Einflüssen. So könnte die kürzeste Beschreibung des neuen, zweiten Albums der sechsköpfigen Band Ashpipe lauten.

 

In den englischen und italienischen Texten werden oft sozialkritische und antifaschistische Inhalte vermittelt. Wenn allerdings der Refrain im Chor ertönt „Fußball vereint, Rassismus spaltet“ („Football United“) dann klingt das nicht nur auf Deutsch etwas komisch, auch wenn der Aussage durchaus ein Wahrheitsgehalt zugesprochen werden kann. Aber lieber politisch engagiert und deutlich als neutral. Und Ersteres sind sie sicherlich.

 

Wie eingangs beschrieben taucht in einzelnen Stücken, z.B. „Roll’N‘Smoke“ und „Tolleranza Zero“, ein Offbeat auf, der in Richtung Skapunk geht und etwas an die Band Talco erinnert, ohne gleich an eine Kopie zu denken. Dabei immer wieder charakteristisch die prägende Geige.

 

Nicht nur bei diesem Album finde ich den zunehmenden Trend, andere Musiker zu einzelnen Stücken einzuladen sehr erfrischend. Unter den drei Gastmusikern ist auch Enrico von den Los Fastidios, einer italienischen Streetpunkband, zu finden. Beim ersten Hören fand ich die Scheibe gar nicht mal so spannend, weil hier die Musikwelt auch nicht neu erfunden wurde. Im Nachhinein gewinnt sie wiederum an Charme. Erinnert sie doch auch etwas an die Punkzeiten Ende der 70er Jahre. DerDUDE

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