Dr. Ring Ding & Sharp Axe Band, Gwaan/March Forth, Ring Of Fire Records Dr. Ring Ding & Sharp Axe Band, Gwaan/March Forth

Dr. Ring Ding & Sharp Axe Band, Gwaan/March ForthRing Of Fire Records, Doppel-CD/LP (2014)

 

Unser Lieblingsdoktor hat wieder mal seine besten Assistenten zusammengerufen und einige Zeit im geheimen Labor verbracht. Was brütet er wohl dieses Mal wieder aus, der Mann mit den tausend Gesichtern? Ska, Jazz oder gar französische Chansons? Nein. Auf dem Tisch liegt das langersehnte Reggae-Album „Gwaan“, welches er mit seiner vertrauten Sharp Axe Band und einigen Gästen verwirklicht hat. Und man hört genau das, was man schon seit vielen Jahren von grandiosen Live-Konzerten kennt. Reggae, Rocksteady, Dancehall und Ska vom Feinsten!

 

Die Band wie immer auf Top-Niveau und der Doktor brilliert in allen Gesangslagen. Er toastet, säuselt und posaunt sich leidenschaftlich durch die jamaikanische Musikgeschichte und drückt ihr seinen ganz eigenen Stempel auf. Sowohl alte Klassiker als auch brandheiße Neuveröffentlichungen überzeugen auf allen Ebenen. Doch das war noch nicht alles. Der für den druckvollen Mix verantwortliche Dr. Goldphibes lässt auch noch ein komplettes Dub-Album (March Forth) mit 15 gelungenen Dub-Versions springen. Keine Diskussion, dieses Werk ist ein Muss für alle Reggae- und Dub-Fanatiker!  Andi Rüttger

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Dance To The Revolution - Vol. 2: Various Artists Dance To The Revolution - Vol. 2: Various Artists

Dance To The Revolution - Vol. 2: Various Artists: Punk, Ska, Dub, Reggae, Mod

Mad Butcher Records, Doppel-CD (2014)

 

Mit satten 40 Bands startete Bad Butcher Records Ende 2014 mit einem zweiten Sampler namens „Dance To The Revolutionˮ durch, der vor lauter Vielfalt nur so strotzt. Gemeinsamkeit besteht allerdings in der politischen Ausrichtung, die an deutlichen Aussagen nichts zu wünschen übrig lässt. Multilingual wird korrupte Politik, ungerechte Marktwirtschaft und konservative Gesellschaft über die Kontinente hinweg kritisiert, die oft genug an den Menschen vorbei geht. Eine, wie auch immer geartete, Revolution wäre dann die Folge, die durch einen multikulturellen, musikalischen Mix aus Punk, Ska, Reggae, Dub, Mod und Oi eingeläutet und begleitet wird, so könnte die Deutung lauten. Mit den The Offenders, The Movement, Redska, Los Fastidos oder auch Les Partisans sind sowohl labeleigene Bands als auch befreundete Formationen dabei. Das etwas skurril anmutende Cover zeigt zwei tanzende Figuren, die zwischen schrulligem Skinhead und discotanzendem Kubarevolutionär liegen. Eher eine Karikatur. Der Preis von sieben Euro für eine Doppel-CD ist ein Witz. Hier kann man gar nichts falsch machen. Eine Reise in die Welt des internationalen, musikalischen Widerstandes kann sehr spannend sein und vielleicht findet der ein oder andere ja doch noch sein akustisches Bonbon und erweitert seine Lieblingsbandliste. DerDUDE 

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eSKAlation, Zukunftsmusik, Eigenvertrieb, CD 2014

 

Wenn Zukunftsmusik so klingt wie die neueste Scheibe der neunköpfigen, Nürnberger eSKAlation, dann geht es direkt „Zurück in die Zukunftˮ. Denn ganz neu ist der deutschsprachige Mix aus Ska, Punk und Reggae natürlich nicht. Gemeint ist hier aber auch eher die politische und gesellschaftliche Zukunftsmusik der Anfang 20er, denen der Marsch, ähm Offbeat geblasen wird. Nach „Kaufrauschˮ (2010), „Affocalypseˮ (2012) erschien im Oktober 2014 also die dritte Scheibe „Zukunftsmusikˮ. Für die relativ kurze, siebenjährige Bandgeschichte eine saubere Leistung. Manch alteingesessene Band schafft in der gleichen Zeit gerade mal eine Veröffentlichung.

 

Um die Sängerin Anna Stecklein formiert sich eine breit aufgestellte Combo, die auf dem Silberling sauber, voluminös bis punkig rüberkommt. Kleine, schmucke Effekte und fette Backing Vocals runden die Produktion ab, die mit zwölf Songs prima bestückt ist. Da wird es auch mal richtig laut, wenn sich bei „Menschenfreundˮ die Instrumente und Stimmen fast überschlagen und die Emotionen hochkochen. Insgesamt geht es dann doch irgendwie „Zurück in die Zukunftˮ. Da hat jede Generation das Recht auf die eigene Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, auch wenn sich die Themen nur marginal verändern. DerDUDE

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The Busters: Supersonic Eskalator (CD), Supersonic Scratch (Vinyl), 2014

 

Der ein oder andere hatte vielleicht schon die böse Vermutung, dass es immer stiller um die legendären The Busters wird. Spätestens seit 2013 wurde die Szene eines Besseren belehrt als Richie Alexander Jung (aka Dr. Ring Ding) die Formation als zweiter Frontmann bereicherte. Nach der gleichnamigen Tour erschien im November 2014 auch der 17. Longplayer „Supersonic Eskalatorˮ, der mit 15 Songs ein recht fettes Paket abgibt.

 

Der Münsteraner Richie gibt der Band nochmals eine ganz eigene Note, denn die brummige und kräftige Stimme verleiht dem Sound natürlich auch einen einzigartigen Hörgenuss. Nicht ganz strickt trennt der umtriebige Musiker, Radiomoderator und Produzent seine eher dublastigen Projekten von dem Engagement bei den Busters, dessen langjähriger Stil dennoch respektiert wird. In diesem Sinne erwartet die Bustersfans nun keine stilistische Jahrhundertwende. Es wirkt etwas gemischter z.B. durch „Ca Plane Pour Moiˮ. Gewohnt professionell und poppig schwingt man mehrsprachig von klassischen, bläserbetonten Ska über Swing und Reggaestücken, wobei „Hangin' Out With The Boysˮ deutlich an die klassischen Madness erinnert.

 

Zum Ende des Jahres erwartet die Busters-Fans ein weiteres Geschenk, welches insbesonderes die Vinylfanatiker erfreuen dürfte. Auf schwarzem Gold erscheint „Supersonic Scratchˮ, welche neben zwei Songs der CD weitere sechs unveröffentlichte Kompositionen beinhaltet, die nun doch deutliche Züge des sprachgewaltigen und dancehallerprobten Professor Richie zeigt. Insgesamt zwei geschmeidige Projekte, die Altgewohntes mit Neuem verbindet und die The Busters durch die Neubesetzung letztlich doch in einem etwas neuerem Gewand erscheinen lässt. 

DerDUDE

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Backbeat Soundsystem, Together Not Apart, Easy Star Records, CD 2014

 

Das Backbeat Soundsystem aus Cornwall veröffentlicht mit „Together Not Apart“ ein sehr tanzbares und gleichzeitig sphärisches Album, bei dem Reggae die Grundlage bildet. Durchgehende Bassdrums, schwere repetitive Basslines und häufige Dub-Effekte sorgen für einen pulsierenden Gesamtsound, der mittlerweile typisch für englischen Reggae geworden ist. Echtes Gebläse und verspielte Synthesizer bieten viel Abwechslung und lassen immer wieder an die ebenfalls britische Band Gentlemans Dub Club erinnern. Ihre eigene Note kreiert das Backbeat Soundsystem mit markanten Gesängen und sehr eingängigen, oftmals auch etwas poppigen Kompositionen.

 

Trotz ihrer Leichtigkeit verliert der Sound auf „Together Not Apart“ nie an Druck und geht immer gut nach vorne, was nicht zuletzt an den treibenden (Sprech-)Gesängen des Bandleaders Dean Forrest liegt, der ebenso für den Mix und die Produktion des Albums verantwortlich ist. Die zwölf Tracks liegen nach eigenen Aussagen musikalisch irgendwo zwischen Steel Pulse und SOJA und klingen insgesamt sehr ausgewogen und druckvoll. Wenn die acht Jungs diesen Sound auch live auf die Bühne bringen, darf man sehr auf die ersten Konzerte in Deutschland gespannt sein!

 

Andreas Rüttger

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Giant Panda Guerilla Dub Squad - Steady

Reggae/Rocksteady/Ska, Easy Star Records, CD

 

Das vierte Studioalbum von Giant Panda Guerilla Dub Squad lässt bereits beim Begutachten des äußeren Erscheinungsbilds sämtliche Erwartungen in die Höhe schnellen. Auf der einen Seite überzeugen Artwork und Design des Digipacks, auf der anderen ein rückseitiger Stempel, mit dem man als Reggaeliebhaber bislang nur großartige Veröffentlichungen in Verbindung bringt: Easy Star Records, ein Garant für liebevoll gestaltete Produktionen. Und die Erwartungen werden von der ersten Sekunde an erfüllt! Die Mischung aus Reggae, Rocksteady und Ska besticht durch abwechslungsreiche raffinierte Arrangements, traumhafte mehrstimmige Gesänge und einem hervorragenden Sound, an dem bis ins kleinste Detail gefeilt wurde.

 

Die Arbeit hat sich gelohnt, denn alle 13 Songs klingen sehr ausgewogen und harmonisch, obwohl sie von unterschiedlichen Bandmitgliedern komponiert wurden. Hier und da kommen gezielte Dub-Effekte zum Einsatz und der Sound verliert sich plötzlich in langen sich überlappenden Delays und verhallten Snare-Drums. Als Bonus gibt es noch einen Gastauftritt der lebenden Deejay-Legende Ranking Joe! Wer auf entspannten Reggae und die ruhigen Nummern von Babylove & The van Dangos steht, wird das Album „Steady“ mit Sicherheit lieben!


Andreas Rüttger

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www.lutzdrenkwitz.de Berlin (2014) - www.lutzdrenkwitz.de

Lutz Drenkwitz, "Berlin", Überseeproductions (kein Ska), CD 2014 ¶¶¶¶

 

Schier unermüdlich tourt Lutz Drenkwitz seit über zehn Jahren durch die Lande und erzählt mit musikalischer Finesse und brachialer Wortakrobatik über sein Leben, die Menschen und den Countrybluespunkrock. Dabei fehlt es der Bremer One-Man Band nicht an Erfindungsgeist, wenn immer wieder neue technische Innovationen und Sounds die Welt erblicken. Der "Dienstleister mit Gitarre" bedient zudem Bass, Schlagzeug sowie Mundharmonika in einer Person.

 

Auch die fünfte CD "Berlin" ist gespickt mit frechen, offenen auch teils nachdenklichen Texten, die immer etwas zwischen Abrechnung, Deskription und Erkenntnis besitzen. Nach acht Jahren Berlin wirkt die Scheibe auch etwas als Huldigung für die guten und schlechten Zeiten in Berlin, denn die neue Heimat in Bremen, wo die Liebe hinfiel, ist um einiges ruhiger, "Ich hab die große Stadt satt". 14 Songs, die voller realer Lebenswelt sind und musikalisch spielerisch zwischen den Genres wechseln. Mit punkigen Saufgelagen und rockigen Tourgetöse hat der junggebliebene Vagabund schon länger abgeschlossen. Der "Gulli" spricht nicht mehr. Wer Lutz Drenkwitz bereits live erlebt hat weiss, dass die unverfrorene Ehrlichkeit unter die Haut geht, ohne den alten Punk der Ramones zu vernachlässigen. One, two, three, four. DerDUDE

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Jah On Slide, Never Knocked Out, Eigenproduktion, CD 2014

 

Das in diesem Jahr viel Historisches aus Frankreich kommt, ist die eine Seite, denn es jähren sich einige nicht so coole Begebenheiten, die man sich hätte Anfang des letzten Jahrhunderts echt sparen können. Sehr viel sympathischer und friedlicher kommen dann die Klänge von der sechsköpfigen, Pariser Ska-Combo „Jah On Slideˮ rüber, die ihre neue Scheibe „Never Knocked Outˮ vorgestellen. Ups, doch etwas Kämpferisch?

 

Aber keine Angst, es erinnert eher an das Durchhaltevermögen von Boxkämpfern, die symbolisch durchweg die CD-Hülle begleiten und auf ein immer wiederkehrendes Revival verweisen. Auf diesem fünften Album, was sensationelle zehn Jahre auf sich warten ließ, feiert nicht nur die Band ihren 15. Geburtstag - ihre Ausdauer -, sondern auch einen nicht Tod zu bekommenden 2-tone-Ska der 80er Jahre mit insgesamt 15 Songs. Mal mit krachender Orgel, mal mit charakteristischer Stimme oder auch einfach mal mit einem Instrumentalstück „To Desmond Voiceˮ, wird dem Offbeat gehuldigt, ohne Zeitreisen in die 60ies oder die Neuzeit vermissen zu lassen. So ist z.B. Dr. Ring Ding in Song acht „Don't Mess Around Dudeˮ markant vertreten.

Die Produktion mit englischen und französischen Texten braucht insgesamt etwas, um im Herz anzukommen, aber dort angekommen herrscht musikalische Zufriedenheit. DerDUDE

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Awesome Scampis, Sondervorstellung, Rotlicht Records, CD 2014

 

Die meisten neuen, deutschen Ska-Punk-Veröffentlichungen besitzen in etwa die gleiche Innovationskraft wie die Idee, mit purem Kapitalismus glückliche Menschen zu schaffen. Nämlich keine oder nur sehr wenige. Die siebenköpfige Ruhrpott-Band brachte jüngst ihr zweites Studioalbum „Sondervorstellungˮ heraus und hat sich damit, im Vergleich zum Debüt-Album „BÄM!ˮ von 2008, mächtig Zeit gelassen. Da stehen sie allerdings mit den großen Kollegen von Jah On Slide oder Skaos auf einer Linie, die sich ähnlich viel Zeit ließen. Vielleicht ein Zeichen von zeitlichem Luxus und dem festen Willen zur Qualität.

 

In elf Songs erwartet einen ein ausdrucksstarker, deutschsprachiger Mix aus bläserbetonten Ska und Punk. Hier und da mit etwas Reggae- und Popelementen, wobei der Trend sicherlich mehr ins Melodische statt in den Schrammelrock geht. Was richtig gut gefällt ist eine saubere, fette und gute Aufnahme, die es meist auf den Punkt bringt. Das läßt auf Musiker schließen, die das auch live auf der Bühne rüberbringen. Der Gesang ist ebenso betont und deutlich, womit sie sich von den krächzenden Schreihälsen anderer Ska-Punk-Bands abheben. Der Vergleich mit der Sondaschule passt und ist legitim, wobei die Sondaschüler deutlich bessere und nachdenklichere Texte besitzen. Vielleicht der einzige Kritikpunkt. DerDUDE

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eSKAlation, Zukunftsmusik, Eigenvertrieb, CD (10.10.2014)

 

Wenn Zukunftsmusik so klingt wie die neueste Scheibe der neunköpfigen, Nürnberger eSKAlation, dann geht es direkt "Zurück in die Zukunft". Denn ganz neu ist der deutschsprachige Mix aus Ska, Punk und Reggae natürlich nicht. Gemeint ist hier aber auch eher die politische und gesellschaftliche Zukunftsmusik der Anfang 20er, denen der Marsch, ähm Offbeat geblasen wird. Auch als ein kritischer Aufruf an eine etwas "schläfrige" Generation zu verstehen, so der Pressetext. Nach "Kaufrausch" (2010), "Affocalypse" (2012) erscheint im Oktober 2014 also die dritte Scheibe "Zukunftsmusik".

 

Für die relativ kurze, siebenjährige Bandgeschichte eine saubere Leistung. Manch alteingesessene Band schafft in der gleichen Zeit gerade mal eine Veröffentlichung. Um die Sängerin Anna Stecklein formiert sich eine breit aufgestellte Combo, die auf dem Silberling sauber, voluminös bis punkig rüberkommt. Kleine, schmucke Effekte und fette Backing Vocals runden die Produktion ab, die mit zwölf Songs prima bestückt ist. Da wird es auch mal richtig laut, wenn sich bei "Menschenfreund" die Instrumente und Stimmen fast überschlagen und die Emotionen überkochen.

 

Etwas tiefer in den Informationen grabend liest der geneigte Leser, dass sie bereits über 150 Konzerte spielten und nach einem Contest eine Bühne des Chiemsee Reggae Summer erklommen. Auch die engagierten 18 Termine auf der aktuellen Herbsttour verweisen darauf, dass die junge Band Bock hat. Und das werden sie sicherlich auf der Bühne auch fetzig unter Beweis stellen, so mein fester Eindruck.

 

Insgesamt geht es dann doch irgendwie "Zurück in die Zukunft". Da hat jede Generation das Recht auf die eigene Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit den persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen, auch wenn sich die Themen nur marginal verändern. DerDUDE

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SpeedBottles, Jurassic Love 2014 SpeedBottles, Jurassic Love 2014

SpeedBottles, Jurassic Love, Core Tex Records, CD (2014)

 

Nach dem gelungenen Debütalbum „Downstroke Demons“ aus 2012 legen die fünf Jungs nun mit „Jurassic Love“ noch einen drauf. Dieses Mal haben sich die jungen Rock'n'Roller nicht ganz so viel Zeit wie bei ihrem Debütalbum gelassen. Ein Zeichen dafür, dass sie Lunte an guter Punkrockmusik gerochen haben. Sie wissen, dass sie die lodernde Lunte und gewaltige Explosion zugleich sein können, wenn sie ihre Leidenschaft für den Mix aus Rock'n'Roll, Punk, Metal und Speedrock an den Gitarrenseiten abarbeiten. „Laut, dreckig und obszön“ unterstützen sie auch bei diesem Album ihren stimmgewaltigen und dominanten Sänger Sebbi.

 

Neben dem neuen Basser fällt während der zwölf Nummern auch der Einsatz von Piano, Orgel und Percussions auf. Zum Beispiel im Song „Devils Girl“, Sebbis Lieblingssong, wobei man aber auch recht genau hinhören muss, um die wohlwollenden, sanften Klänge des Pianos zwischen den ohrenbetäubenden Gitarrenexzessen zu erahnen. Bei einer Blitzumfrage unter den Fans steht allerdings „Drugs and Training“ höher im Kurs. Es macht einfach Spaß, den Jungs bei ihren musikalischen Feiern und Interpretationen des 60er/70er Hardrocks zuzuhören. Ein gewisser Sarkasmus sowie Selbstironie in den Texten runden das ansonsten deftige Musikpaket ab. Na dann: „Party, Weekend and Rock'n'Roll“. DerDUDE

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Die Tornados Die Tornados

Die Tornados, Young Guns Against Old RockersSunny Bastards / Soulfood Music Distribution, CD / LP (VÖ 10/2014)

 

Ursprünglich 1995 in Dessau gegründet kommen die meisten der elf Mitglieder der Tornados mittlerweile aus Leipzig, Halle und Dresden. Neben der 19-jährigen Bandgeschichte ist sicherlich die weibliche Doppelbesetzung im Gesang ein besonderes Merkmal.

 

„Young Guns Against Old Rockersˮ ist, neben einigen Singles, erst der dritte Silberling, welcher am 3.10.2014 in den Handel kommt. Ein Zufallsdatum? Denkt man doch unweigerlich an den Tages der deutschen Einheit. Wie dem auch sei, nach „Heartbeatˮ 2001 und „Go Out And Danceˮ 2006 musste eine Menge Wasser die Elbe hinab fließen bis das neue Album in See stechen konnte. Bestückt ist das Schiff mit besagten Frontfrauen sowie einem eindrucksvollen fünfköpfigen Bläsersatz bestehend aus Tenorsaxofon, Altsaxofon, Baritonsaxofon, Trompete und Posaune. Auffällig ist das Keyboard, welches mal den Offbeat zelebriert oder die Sixties Orgel mimt. Fröhlich wird hier in die Vielfalt der Stile gegriffen und Ska in den eher traditionellen Interpretationen sowie Surf, Jazz und Soul präsentiert. Die Anleihen an den Rock'N'Roll verweisen auf die Affinität zu den Sechzigern.

 

Mit 13 Songs eine recht runde Sache, wobei die Scheibe allerdings nicht im Dauerrepeat landen wird. Da warte ich lieber auf das nächste Livekonzert. Denn da liegt die Stärke der Band. DerDUDE

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William White, Open Country, Doppel-CD 2014 William White, Open Country, Doppel-CD 2014

William White, Open CountryDoppel-CD 2014

 

In der Schweiz gehört William White längst zu den bekannten Größen der Musikszene und er beweist mit seinem aktuellen Album „Open Country“ erneut, dass Reggae, Soul und Funk ihn schon seit vielen Jahren begleiten und prägen. Der gebürtige Barbadier liefert mit dem aktuellen Album nun das hochwertige Ergebnis seiner musikalischen

Entdeckungsreise, die ihn von Bob Marley bis Marvin Gaye, Sam Cooke und Curtis Mayfield führte. Die Schwerpunkte werden auf beiden CDs klar verteilt: Auf dem Studioalbum widmet sich William White seiner Leidenschaft für Reggae und Ska. Stilecht entstanden die Aufnahmen dafür größtenteils auf Jamaika, genauer gesagt im Tonstudio von Devon Bradshaw (ehemaliger Bassist von Burning Spear) und Ian Coleman (Gitarrist von Ziggy Marley), die beide auch als Instrumentalisten ihr Bestes geben. Neben dem Bob Marley-Cover (Caution) können die eigenen Songs ebenfalls mit Whites souliger Stimme und den liebevollen Arrangements überzeugen, die insgesamt auf hohem Niveau eingespielt und produziert wurden.


Die Live-CD entstand in Winterthur und wurde in teilweise geänderter Besetzung aufgenommen. Auch wenn hier Soul und Funk die musikalische Basis bilden, entsteht kein denkbarer musikalischer Gegensatz zu den Studioaufnahmen. Der rote Faden äußert sich in Williams hervorragendem Songwriting, seinem leidenschaftlichem Gesang und einer Band im Rücken, die ihr Handwerk versteht und immer wieder eigene Akzente setzt. Tolles Album, sehr zu empfehlen! 

 

Andreas Rüttger

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The Clerks, The Sound Of The Clerks, Eigenvertrieb, 7-Inch Vinyl (2014)

  

Ein dichter Schleier von feinen Staubwolken lichtet sich langsam, nachdem ich meinen alten Plattenspieler von damals aus dem verstaubten und nach alt riechenden Speicher geholte habe und ein langer Teppich aus Staubknäuel meinen gegangenen Weg beschreibt. Das nostalgische Gefühl mal beiseite gelassen, mache ich das nur deshalb, weil ich weiss, dass es sich lohnt. Im April erschien die 7-Inch Vinyl Platte der The Clerks mit dem Titel "The Sound Of The Clerks".

 

Es ist ein schöner Zwischenruf mit zwei Songs, der auch auf das angekündigte, neue Album Ende 2014 neugierig machen soll. Klar wird so die Chance erhöht, sich auch in die Herzen der DJs zu spielen und präsenter auf Nightern zu sein. Wenn es aufgeht, ist es sicherlich ein Gewinn für jede Ska-Party. Zunächst wird in den Presseankündigungen erst einmal die Seite A und B verwechselt. Zwei Songs auf einen Schlag sind ja auch schon ganz schön verwirrend. Scherz beidseite.

 

Auf Seite B befindet sich ein schickes Instrumentalstück "La Melancholia", welches Florens Neuheuser, seinerseits Hammond- und Akkordeonspieler bei den Clerks, komponierte. Ein Track mit viel Orgel- und Bläsereinsatz und einem guten Hauch von Jazz und traditional Ska, das zentral ein kräftiges Gitarrensoli zulässt. Gecovert wird, mit "21St Century Digital Boy", auf Seite A. Im Offbeatgewand bekommt der Song natürlich eine ganz neue, individuelle Note. Spannend, aber das Original ist um zwei Hauch besser. Dennoch sehr hörenswert und spannend. So, und ich gehe jetzt erst mal Staub wischen.

DerDUDE

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Talco, 10 Years - Live in Iruña, Destiny Records / Brocken Silence, 2014 CD/DVD

 

Mit einer erstaunlichen Konstanz spielen sich die sechs Punkrocker aus Nordostitalien in die Herzen ihrer schnell wachsenden Fangemeinde. Auch wenn die quirligen Italiener bereits seit 2001 ihr Wesen treiben, so wird doch der Startpunkt mit der ersten CD „Tutti Assoltiˮ aus 2004 angesetzt. „10 Years - Live in Irunaˮ bietet in 22 Stücken eine gewohnt rasante und schier unaufhaltsame Fahrt durch die Schaffenswerke der Venezianer, die gekonnt Ska, Punkrock und Folk zu dem vereinen, was sie selbst als „Patchankaˮ bezeichnen. Einem sehr schnellen, bläserbetonten Skapunk mit überwiegend politischen Texten in ihrer Landessprache.

 

Aufgenommen bei dem, was sie am besten können: Auf Live-Konzerten abgehen, als wenn es kein Morgen gäbe. Im spanischen Pamploma wurden gleich zwei Konzerte gespielt, aus denen das Best-Off aus fünf Alben mitgeschnitten wurde. Abgerundet wird der tolle Rundumschlag von einer 86-minütigen Dokumentation bestehend aus Interviews und Liveaufnahmen in vier Sprachen. Politisch geprägte Konzeptalben, wo u.a. die Ära von Berlusconi kritisch behandelt wird, gehören ebenso so zum Charme der Band wie die unglaubliche Anzahl von Liveacts und die Treue zu ihrer Musik. Ein klasse Tipp für eingefleischte Talco-Fans, aber insbesondere auch für neugierige Talco-Einsteiger.

 

DerDUDE

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More Fire (2014) More Fire (2014)

Skaos, "More Fire", Pork Pie, CD 2014

 

Ungeduldig sollte man als Fan der bayerischen Skaos besser nicht sein. Denn nach dem sehr guten „Pocomaniaˮ-Album aus 2005 war, bis auf die Compilation „Skaos Silverˮ, nichts mehr von ihnen zu hören. Umso gespannter wurde das neue Studioalbum „More Fireˮ erwartet. Die sieben Musiker um den Sänger und das Gründungsmitglied Wolle geben in zwölf Stücken Vollgas wie man es von ihnen seit Jahren gewohnt ist.

 

Ein eindringlicher Mix aus oft schnellem Offbeat, krachendem Rock und swingendem Pop. Was 1982 in einem dunklen Krumbacher Kellerraum des Bassisten anfing wird bei diesem Album konsequent fortgeführt. Charakteristisch stimmgewaltig, mit drei Kehlen, schleichen sich die bläserbetonten Songs in die Ohren, die immer wieder zwischen recht melodischen Klängen und überschlagenden, fast punkrockigen Exzessen wechseln, die im Skaos enden. Dabei sind Überraschungen nie ausgeschlossen, wenn beim Song „Do The Shingalingˮ Rockabilly-Klänge die Typisierung wieder über den Haufen schmeißt.

 

Alles in allem ist es aber typisch Skaos. Und das ist gut so. Ob die „Invincible Sevenˮ nun auch zu acht auf der Bühne mitreißen können, davon konntre man sich auf der aktuellen Tour überzeugen. Rein rechnerisch kommt das nächste Album erst Ende 2017 raus. Besser also das neue Album kaufen, um die Zeit zu überbrücken. DerDUDE

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Chet’s Last Call Chet’s Last Call

Bim Skala Bim, "Chet’s Last Call", Bimska Music, CD 2014, Ska / Reggae / Rock'N'Roll

 

Bei dem geballten Namedropping wird einem schon etwas schwindelig. Kommt die musikhistorische Einordnung und gleichzeitige Aktualität hinzu, ist das Gänsehautfeeling garantiert. Die Bostoner Bim Skala Bim sind gründungstechnisch in den achtziger Jahren zu verorten. Genau genommen 1983, wo sich das punkgeschwängerte Europa schon fast vom 2-Tone-Ska verabschiedet hat. Als einer der ersten Third-Wave-Ska-Bands beeinflußten sie Projekte wie The Toasters, The Mighty Mighty Bosstones, Dropkick Murphys, Jaya The Cat oder später Gwen Stefanie (No Doubt). Nach einer längeren Schaffenspause zwischen 2002 und 2009, folgte eine Reunion und jetzt endlich auch die musikalische Konsequenz in Form der elften Veröffentlichung „Chet's Last Callˮ, die mit zehn Songs komplett neues Material hervorbringt.

 

Rudimente der ursprünglichen Einflüsse der The Clash, The Specials, UB40 oder Bob Marley sind schon noch zu hören. Die acht erfahrenen Matrosen des Schlachtschiffes des amerikanischen Third-Wave-Ska, in Ursprungsbesetzung, sind durchaus ruhiger geworden. Wer will es ihnen verdenken. Dass sie den beschleunigten Offbeat weiterhin im Herzen tragen, zeigen sie im Song „Dance With Me Darlinˮ sowie auf ihrer letzten Europatour im April. Die Geschichte des „Boston Blue Beatˮ wird also weitergeschrieben. Du kannst dabei sein! DerDUDE

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Humba Humba Täterä - Cover Album 2014 Humba Humba Täterä - Cover Album 2014

Skameleon, "Humba Humba Täterä", Eigenproduktion, CD 2014

Covern? Igitt!? Nicht zuletzt, nachdem die bis zu zehn sympathischen Ska-Fanatiker aus der Ecke um Herborn die junge, attraktive Katrin als zweite, gute Stimme neben Frontmann Philippe hinzugeholt haben, wirkt die Combo komplett - rund - fett.

Mit Trompete, Saxophon und zwei Posaunen geht hier, vor allem live, richtig die blecherne Post - der SKA - ab. Neben "Help" von den Beatles und "Take On Me" von A-Ha, sollte man das Video und den Sound zu "What Is Love" von Haddaway nicht verpassen, wo extra eine abbruchreife Schwimmhalle als Szene herhielt. Ganz spannend ist auch das NDW Medley am Ende der CD mit zahlreich bekannten Refrains von Chartsongs der achtziger Jahre.

Insgesamt zehn Rock-Pop-Klassiker werden in neuem Soundgewand präsentiert, über deren Auswahl sich sicherlich streiten lässt. Es sind die kleinen und ehrlichen Stories, die diese Band und ihre erste CD so erwähnenswert machen. Manchmal etwas unrund klingt noch der ein oder andere Ton und die Produktion, was aber definitiv nicht schlimm ist. Neben dem puren, musikalischen Fun-Ska, schwingt immer eine große Portion Lust an der Musik mit. "We Don't Like Ska ... We Love It", so das sehr charmante Motto. Großartig! Covern hier - topp! Vielleicht ein Anfang für frische Eigenkompositionen. Die Ska-Szene kann es gebrauchen. DerDUDE

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AbhörSKAndal, CD 2014 AbhörSKAndal, CD 2014

Hörinfarkt, "AbhörSKAndal", Puke Music, CD 2014

 

Da machen es einem die sieben, jungen Dessauer echt nicht leicht. Bei einem ganz schön ehrlichen Pressetext, wie „nichts Neuesˮ und „keine große Kunstˮ, bleibt kaum noch etwas zu ergänzen. Sicherlich mit großem Engagement werden 14 Stücke präsentiert, die rein mit deutschen Texten und einem Cocktail aus Punkrock und eine Prise Ska von der Grundidee ja nicht schlecht sind. Auch die Doppelbesetzung mit zwei Trompeten und einer Posaune spricht eigentlich für eine fette Produktion.

 

Davon sind sie leider etwas entfernt. Der wortakrobatische Titel dieses zweiten Albums „AbhörSKAndalˮ wirkt so abgenudelt wie die Texte rund um Freiheit, Bier, Sex und Liebe. Aber Letzteres gehört irgendwie wohl zum (Punk-)Rock dazu. Die Verbindung zu den Ärzten sowie Toten Hosen sind auch schnell gezogen. Ja, das ist dann nicht neu! Aber es gibt auch Lichtblicke! Bei „Anders als die Anderenˮ kommt die Stimme mal echt gut rüber, der Offbeat klingt ehrlich, die Gitarren brettern los, als wenn es keinen Morgen gibt. Es wird zusammengespielt und melodisch abwechselnd zugelassen. Jetzt noch ein gutes Studio, ein wenig Eigensinn und ich freue mich auf Mehr! Über Titel wie „Komm nackt und bring Bier mitˮ freuen sich sicherlich die Teenies auf den Konzerten. Und dort liegt auch die Stärke dieser Band, so meine Überzeugung. DerDUDE

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jamaram.de/ jamaram.de/

JamaramAlmost HitsSoulfire Artists, CD/DVD, 2014

 

Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 haben Jamaram acht Alben sowie eine Live-DVD produziert und touren nahezu unermüdlich um die Welt. Aus ihrem Repertoire stellen die Münchner Jungs nun eine sorgfältige Auswahl an persönlichen Favoriten zusammen und geben Einblick in ihr musikalisches Spektrum, das von Reggae/Hip Hop bis Soul und Latin reicht. Deutlich sei dabei erwähnt, dass es sich bei Jamaram um keine „Wir machen alles, aber nichts richtig“-Band handelt! Sie beherrschen ihr Handwerk perfekt und überzeugen live wie im Studio durch ein hohes Maß an musikalischer Kreativität und spielerischer Präzision. Die vielseitige Instrumentierung und multilingualen Gesänge sorgen hierbei für authentische Ergebnisse, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Neben den bereits aufgezählten Genres scheint sich die achtköpfige Band auch im Dixie, Funk und Dub wohlzufühlen und beweist in allen Stilen sehr viel Feingefühl.


Zu den bereits veröffentlichten Songs gesellen sich auf „Almost Hits“ zwei neue Studioproduktionen sowie vier Live-Mitschnitte vergangener Konzerte. Zusätzlich beinhaltet das ästhetisch gestaltete Digi-Pack eine DVD der gemeinsamen Tour mit den afrikanischen Künstlern der Acoustic Night Allstars im Jahr 2013. Bleibt nur noch zu sagen, dass alle Songs hervorragend von Umberto Echo produziert wurden!

 

Andreas Rüttger

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Sampler: Skannibal Party 12 - Mad Butcher Records Sampler: Skannibal Party 12 - Mad Butcher Records

Skannibal Party 12, Mad Butcher Records, CD-Sampler 2014

Das ist schon eine feine und satte Leistung, was die Macher von Mad Butcher hier seit 2002 Jahr für Jahr aus dem globalen Hut zaubern. Im Oktober letzten Jahres erschien die zwölfte Auflage des wohl internationalsten Samplers der Ska-Welt. Neben Spanien, Italien, Japan, USA, Deutschland, England und Frankreich ist auch Australien, Dänemark und natürlich Jamaika vertreten. Das nenne ich mal einen Rundumschlag, was es auch in gewisser Weise sein soll, denn es geht mehr darum, auch unbekannteren Interpreten eine Plattform zu bieten und eine Art aktuelles Spiegelbild des internationalen Ska zu geben. Und das ist sehr gut gelungen.

Wie immer geht der Silberling, bestehend aus 22 Beiträgen, zu einem Sensationspreis über die Ladentheke. Bei einer derartig großen Bandbreite ist dann auch für jeden etwas dabei. Gehuldigt wird sowohl dem Early Reggae, dem Rock Steady, dem traditional Ska als auch dem Ska-Punk. Quasi alles, was in Ansätzen einen Offbeat anzubieten hat. Vielleicht etwas martialisch, aber auch dem Samplernamen geschuldet, wird auf dem Cover mal wieder mächtig und farbenfroh gegen Nazi-Skinheads und gegen Faschismus gezeichnet. Gut so! Die recht hohe Bewertung ist der Idee und dem Preis-Leistungsverhältnis geschuldet. Von der Musikqualität müssten man sicherlich Abstriche machen.

DerDUDE

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Briatore - Wake Up! Briatore - Wake Up!

Briatore, Wake Up!, Liquidator music, CD 2013

Es ist als wenn man in der dunklen, tiefen Vergangenheit recherchiert und geheimnisvolle, dubiose Rudimente der spannenden sechziger Jahre findet. Briatore, so der Name der fünf spanischen Protagonisten, die diese Zeitreise in der Scheibe "Wake Up!" projezieren und selbst ein aktuell, informatives Mysterium darstellen, welches wir in diesem Heft, mit dem Interview, etwas lüften können. Denn nach deutschen oder englischen Informationen sucht man weitgehend vergebens.

Die Idee ist schon ganz schön krass, sich in acht englisch getexteten Songs, komplett in die wilden Sixties zu werfen und musikalisch u.a. dem damaligen Mod-Sound zu huldigen. Die Ausnahme bildet hier der faszinierende Song "Skankin' Rockers". Nicht zuletzt bei einem Mix aus Ska, Sixties und Garage sieht man förmlich die spiegelbestückten Lambrettas und Vespas an sich vorbeiziehen, wie sie, mit parkertragenden Lenkern und jungen, stolzen Helden, gen Brighton reisen. Mächtig in die Synthesizer-Tasten gedrückt und den charakteristischen Hall involviert, die Augen zugedrückt und man sitzt fast hinten auf den Rollern, die die damalige Welt bedeuteten. Auch wenn modernere Interpreten wie The Specials, The Clash oder The Jam Pate standen, so wurde keine durchmixte Mogelpackung produziert. Erst gewöhnungsbedürftig, dann total spannend!

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Zum englischen Interview

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Die Grüne Welle - Badabäääm! Die Grüne Welle - Badabäääm!

Die Grüne Welle, Badabäääm!, Entenschädelproductions, CD 2014

"Skagga" lautet das Motto bzw. der Musikstil, welcher von sechs Jungs und einer Saxophonistin aus Ludwigsburg in die Welt gefeuert wird. Das ist also das wortakrobatische und integrative Ergebnis, wenn sich die "nonkonformen" Musikanten quasi der stlistischen Diffusion hingeben. Sehr interessant und ganz schön Gaga, ähm Skagga. Eine besondere Faszination versprühen die gehassten und am Boden zerberstenden Musikschubladen, wenn in den leeren Fächern der Musikkomode die Erklärung für den Stil steckt.

Etwas Ska gehört in den akustischen Mixer ebenso wie ein Schuss Reggae und eine gute Prise Punk. Im weitesten Sinne wird der Cocktail mit deutschen Texten (also Sprechgesang) markant garniert, was möglichweise auf Ragga hinweisen könnte, was es aber nicht wirklich ist. Aber anders ist das Ende "agga" nicht zu erklären. Hip Hop trifft es schon eher. Und dennoch: Irgendwo soll ja auch die künsterliche Freiheit seinen wohlverdienten Platz finden. In 2010 gegründet präsentiert "Die Grüne Welle" 2013 ihr erstes Album, welches immerhin zwölf engagierte und druckvolle Eigenproduktionen beinhaltet. Insbesondere im Gesang ist viel Ehrlichkeit und Gefühl zu spüren. Auch Frust. Vielleicht geht das "Badabäääm!" noch nicht gänzlich in meinen Entenschädel, um Die Grüne Welle zu spüren. Ausprobieren.

DerDUDE

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Less Than Jake - See The Lights Less Than Jake - See The Lights

Less Than Jake, See The Light, Fat Wreck Chords, CD

 

Mit einer der fleißigsten und beständigsten Ska-Punk-Bands aus dem sonnigen, amerikanischen Florida machen mal wieder von sich reden. Gründer und Gesangsduo Chris Demakes und Roger Manganelli sind bereits im 21. Jahr im Geschäft und prügeln schier unaufhaltsam den unverwechselbaren Less Than Jake Sound durch die Boxen.

 

Dabei gehen die Meinungen bei der aktuellen Veröffentlichung „See The Lightˮ durchaus auseinander. Während die einen die geringe Innovationskraft bemängeln, so setzen andere genau auf die positive Konstanz des Sounds und der Produktionen. Dem einen sind sie zu poppig geworden, dem anderen fehlen die deutlichen Skaelemente. Wie immer ist an allem etwas dran und die Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich.

 

Beim neun Album kracht es wieder mächtig, scheppern die Bläser melodiös um die harten Gitarrenriffs und verbinden sich mit den engagierten und gewohnt punkigen Stimmen. Zugegeben erfinden die fünf Punkrock-Veteranen den Ska-Punk nicht neu. Warum auch? Die Stücke sind stilecht, knackig und kurz.

 

Da werden 13 Songs in schlappen 37 Minuten durchgepeitscht. Und so langsam gibt man es auf, daran zu erinnern, dass der schiere Einsatz von Bläser nicht gleich Ska bedeutet. Trotz aller Unkenrufen, ich mag sie einfach. Eine solide Produktion, die das Prädikat gut verdient hat. DerDUDE

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Yellow Cap - Pleasure Yellow Cap - Pleasure

Yellow Cap, Pleasure, Pork Pie, CD (17.01.2014)

 

Swingender Uptempo-Fun-Ska mit etwas Reggaeeinflüssen trifft es bei dieser Neuerscheinung wohl am besten, was die neun Mannen aus Görlitz im Januar an den Start brachten. Dass beim ersten Hören die musikalischen Neurotransmitter sofort auf die The Busters und Yellow Umbrella anschlagen ist nicht ganz zufällig. Und wenn dann bei dem ein oder anderen Song die coole Stimme etwas an Robert Hingley von den Toasters erinnert, ist die verfluchte Todsünde der Bandvergleiche rund und abgeschlossen. 'tschuldigung. Beim Song "Take A Cab" oder "Rita" lege ich jeden vermeintlichen Kenner rein, der den amerikanischen Großmeister fälschlicherweise erkennen würde.

 

Mit diesem fünften Album, welches satte zwölf Songs und zwei Bonustracks beinhaltet, gelingt der Combo eine feine, runde Sache, die auch immer wieder kleine und große Überraschungen bereithält. So gibt Dr. Ring Ding bei "Take A Cab" sein Gastspiel wie auch einige Songs durch geschmeidige Background-Sängerinnen perfektioniert werden. Während die übrigen Lieder in englischer Sprache getextet wurden, so gibt es zwei in deutscher Variante "Hätte, Hätte" und "Am Strand". Manche surprises sind dann gewöhnungsbedürftiger.

 

Schön wiederum sind die Bonustracks mit einer Neuinterpretation vom Song "Gabriela" auf portugisisch, wohl ein Reflex auf die brasilianischen Tourerlebnisse, und ein sozialengagierter Song namens "Schön Daneben". Nicht krachend, eher mit feinen Nuancen, nicht reisserisch, eher mit pfiffigen Ideen überzeugt das neuste Album, was ich hiermit auch jedem 2-Tone- und Ska-Pop-Fan ans Herz legen möchte.

DerDUDE

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Dubtari - Unser Sound Dubtari - Unser Sound

Dubtari, Unser Sound, Dubtari Records, CD

 

Feiner, warmer Reggae und Ska gemischt mit textvoluminösen HipHop und beschwingtem lateinamerikanischen Nuancen statt einer steifen Brise aus dem hohen, kalten Norden.

 

Die 1998 gegründete Band gehört längst zum festen Bestandteil der deutschen Reggae- & Ska-Szene, die mit ihrem fünften Album "Unser Sound" einen erneuten qualitativen Hochpunkt erreicht haben. "Intercontinental Offbeat" nennen die acht Hamburger Musiker ihren Sound, womit die spannenden, breitegefächterten Interpretationen umschrieben werden. Musikalisch leichtfüßig geht es mit Frontfrau Quiandra und Sänger Marcophone über deutsche, englische und spanische Texte, die auch schon mal sehr deutlich werden wie beim Song "Nazischwein" oder "Unser Sound", indem ein ebenso klares Statement zu hören ist: "Wir machen Musik und scheißen auf die (Musik-)Industrie". So erklärt sich auch die Eigenproduktion mit elf Songs, die qualitativ keinerlei Vergleich zu scheuen braucht.

 

Insgesamt klingt das komplette Werk ehrlich, einfühlsam bis beschwingt und sehr kreativ. Und wenn dann Professionalität und die gespürte Lust an der Musik hinzukommt, kann man fast von einer perfekten "Platte" sprechen. Da wundert es wenig, dass sie auch live auf kleinen und großen Festivals wie dem Summerjam oder dem Chiemsee-Reggae-Summer grooven und abgehen. DerDUDE

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Beat Bahnhof - Dear Passengers, Beat Bahnhof - Dear Passengers,

Beat Bahnhof, Dear Passengers, Beat Bahn PRODUCTS, CD (2013)

 

Auch für gewohnte global player ist der Kontakt zur japanischen Ska-Szene doch immer wieder ein Kuriosum. Und wer bei dem Bandnamen Beat Bahnhof oder dem Titel „Dear Passengers,ˮ sofort an eine sieben-köpfige, japanische Ska-Combo gedacht hat, dem mag man nicht recht Glauben schenken.

 

Ace-K ist der Frontmann und Gitarrist, der bereits bei den Rollings die Fäden gezogen hat. Mit der in 2012 neu gegründeten Band erschien Ende 2013 nun also das erste Album, welches sechs Stücke beinhaltet. Bei den Rollings hatte die Scheibe „Can't Stay Rude Without Skankˮ auch nur diese Anzahl. Echt merkwürdig. Recht gewagt nennen sie ihren Stil „4th Wave Skaˮ, womit eine Weiterentwicklung aus 2-Tone und 3rd Wave Ska gemeint ist. Nicht nur die sehr präsente Orgel spricht in weiten Teilen eher für einen schönen, flotten 2-Tone Ska, der auch poppige Elemente einbezieht.

 

Das etwas gewöhnungsbedürftige Cover in blau, weiß und schwarz zeigt u.a. den (Beat) Bahnhof sowie einen Zug. Die oft bemühte Metapher zum „train to skavilleˮ ist hier sicherlich kein Zufall und passt natürlich zum Titel. Insgesamt ein schöner Gruß aus der Tokioter Szene, dessen musikalische Einladung zu einem Bahntripp wir selbstredend gerne annehmen. DerDUDE

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Jr. Thomas Meets The Venditions, Rocking Records, CD

 

Im fernen Boston, New York und Minneapolis wurde das Debütalbum von Jr. Thomas Meets The Venditions unter dem Einfluss von Alex Stern produziert. Die diversen Produktionsstätten haben sicherlich auch etwas damit zu tun, dass Thomas McDowall, so sein bürgerlicher Name, eine ganze Menge Musiker um sich geschart hat, die dieser Scheibe eine sehr spezielle Note geben sollten.

 

Eigentlich Sänger und Gitarrist der The Dropsteppers, heuerte McDowall für diese Produktion die Rhythmusgruppe der The Void Union an und gewann u.a. Rob 'Bucket' Hingley (The Toasters) sowie David Hillyard (The Slackers) als Gastmusiker. Gemixt wurde das Ganze von Brian Dixon, der seinerseits wiederum als Rhythmusgitarrist bei den The Aggrolites bekannt ist. Wirft man diese geballten, musikalischen Kompetenzen und stilistischen Erfahrungen zusammen, so entsteht etwas, was als eine Mélange aus Jamaican Early Reggae, Rocksteady und amerikanischen Soul beschrieben werden kann.

 

Somit entsteht ein musikhistorischer Rückblick auf die jamaicanischen Jahre 1966 bis 1972, der jeden Fan des traditional Ska bestimmt aufhorchen und träumen lässt. Kleiner Wermutstropfen sind die lediglich zehn Stücke. Insgesamt klingt das halt recht gediegen, was ja auch nicht schlimm ist, wenn man weiss, worauf man sich einlässt. DerDUDE

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