Reviews 2016

www.skaramanga.de Quelle: www.skaramanga.de

Skaramanga, Hey You!, Red Man Records, CD 2015

 

So böse sehen die zehn Skanker aus Hamburg gar nicht aus. Ok, sie waren wahrscheinlich auch nicht tatsächlich der intrigante Gegenpart zu James Bond im Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“ von 1974.

 

Hier kommt fetziger Ska, nicht gerührt, sondern geschüttelt. Geschüttelt wird ein Mix aus Ska, 2-Tone, Reggae, Swing/Jazz und Pop mit zwischenzeitlichen rockigen Gitarrenriffs. Heraus kommt ein fein gemixtes Album mit dem Titel You, „Hey You!“, welches 2015 erschienen ist. Sorry das konspirative Wortspiel musste jetzt sein. Mit 14 ausschließlich englischen Songs ist die Scheibe gut gefüllt. Getragen wird der Hörer von einer etwas rauchigen Stimme des Sängers Andreas und u.a. einer vierköpfigen, kräftigen Bläserfraktion bestehend aus Tenor-Sax, Bari-Sax, Posaune und Trompete. So ein wenig schön bustermäßig ist es.

 

Deutlich sind die 16 Jahre Banderfahrung zu hören, so klingt das Ganze doch sehr stimmig und professionell, auch wenn das Booklet etwas sehr schlicht daherkommt.

 

Im Gegensatz zur filmischen Inszenierung gewinnt diesmal Skaramanga. Auch schon deshalb, weil sie mit „k“ und nicht wie der Filmbösewicht mit „c“ geschrieben werden. Hier muss auch keiner sterben. Die Welt ist schon gerettet und die letzte Bettszene abgedreht. Was für ein Glück. Alle gewinnen. Nämlich eine sehr hörenswerte Platte einer Band, die live sicherlich höchsten Tanz- und Hörgenuß verspricht. DUDE, DerDUDE

 

Trackliste:

1 Life Got a Plan in You | 2 Uh La La La | 3 Man with the Red Suit | 4 Lift You Up | 5 Ska Ska | 6 Dweller | 7 This All Isn't It | 8 She Didn't Come Alone | 9 Paulina | 10 Who Follows the Sun | 11 Only Mad Man Laugh | 12 Hound Dog | 13 Prasemonger | 14 Good Bye, Farewell, Good Night

Dub Inc, So WhatDiversité (2016)

 

Das auffälligste Merkmal von Dub Incorporation besteht in ihrem unverwechselbaren Sound: Druckvoll, tief und gleichzeitig brillant klingt der moderne Reggae aus Frankreich und sorgt mit seinen stilistischen Ausflügen in Richtung Ska, Dancehall und Hip Hop für ein hohes Maß an Abwechslung und Vielseitigkeit. Und das schon seit fast zehn Jahren! Die Band produziert ihre Musik in Eigenregie und das auf höchstem Niveau, tourt durch die ganze Welt und verbreitet gesellschaftskritische, politische sowie hoffnungsvolle und positive Lyrics. 

 

Dub Inc versuchen nicht, sich auf jedem Album neu zu erfinden. Warum auch? Schließlich haben sie ihren gemeinsamen Nenner gefunden, sowohl musikalisch als auch inhaltlich.

 

Die mehrsprachigen Gesänge und unterschiedlichen Gesangslagen kombinieren sich einfach hervorragend mit den äußerst tighten und fetten Arrangements und sorgen auf Parties, an denen stundenlang Musik läuft, immer wieder für die plötzliche Nachfrage: „Was läuft’n da Geiles?“ „Dub Incorporation!“ Klingen zwar wie immer, aber das verdammt gut! Andi Rüttger 

Yellow Umbrella
Hooligans Of Love
Pork Pie, CD / Vinyl 2016
 

Die Dresdener Yellow Umbrella gehören zu den Bands, über deren Scheiben ich ab dem Jahr 2000 angefangen habe, ausführliche CD-Kritiken zu schreiben. Sehr ausführliche* J. Mit „Flight No. 20-8-3” (2001) und “Les Schuhkarton-Tapes“ (2002) war der Startschuss gefallen.

 

Zitat: „Nach kurzen, anfänglichen Schwierigkeiten, weil ich eher schnelleren SKA bevorzuge, lernt man schnell die Vorzüge der Yellow Umbrella kennen. Lernt man, sich von der (kulturellen)Stilvielfalt faszinieren zu lassen, die entweder in melodisch-gängigen Reggaeklängen eingebettet sind oder eine Komposition mit dem SKA eingehen.“

 

Die Faszination ging damals so weit, dass ich von einem eigenen, neuen Skastil geschrieben habe, nämlich dem „multicultural ska“ oder „postmodern ska“ und erweiterte so den, für mich zu weitläufigen, Begriff „crossover ska“.** 

Quelle: Armand Wilhelm - Ska4Life

Nun, 14 Jahre später, darf ich erneut über sie schreiben. Auf das neue Studioalbum „Hooligans Of Ska“ durfte die geneigte Skagemeinde satte sechs Jahre warten. Die siebenköpfigen „gelben Regenschirme“ zeigen ein neues, musikalisches Lebenszeichen auf gewohnt hohem Niveau. Die Musiker mit Herz am richtigen Fleck überzeugen mit 13 Songs und zahlreichen special guests, die für viel Abwechslung sorgen. Ergo ist die Stilliste lang: Reggae, Ska und Rocksteady treffen auf Dub, Dancehall und Klezmer. Jazz und Balkan gesellen sich zu Popelementen. Und dann trifft doch der Stil „World Ska“ zu, der die große Stilvielfalt und Mischung von Stilen beschreibt, die droht, im definitorischen Nihilismus zu enden. Nicht so dramatisch bei „Hooligans Of Love“, denn es gelingt, trotz der Spannbreite, eine angenehme, weiche Komposition aufzunehmen, die ins Ohr geht. Mit überwiegend englischen Texten bleiben auch bei dieser Scheibe die politischen, kritischen Töne nicht aus und ein um das andere Mal wird u.a. der Rassismus in der Welt angemahnt.

 

Das Cover wirkt reichlich verspielt, sehr farbenfroh und schrill. Da hatte jemand einen sehr kreativen und experimentellen Tag (neue Leipziger Schule). Insgesamt ein sehr chilliges Projekt mit eher leiseren Tönen und kleinen, musikalischen Spitzen. Sieben professionelle Musiker gehen hier ihren Weg, die insbesondere live einen ganz eigenen Charme versprühen. Damals wie heute eine sehr empfehlenswerte Combo mit viel musikalischem Gespür für geschmeidige Reggae- und Skainterpretationen.

 

DerDUDE

 

derdude-goes-ska.de/reviews

** derdude-goes-ska.de/home/ska-stile

Interview aus 2007

 

Trackliste:

1 Hooligans of Love | 2 The Answer | 3 Bahlui | 4 False Prophets |

5 The Weasel | 6 Lights Down Low | 7 Two Lovers | 8 Time Will Tell |

9 King Dubby | 10 I Wonder | 11 Au revoir | 12 Never | 13 Mi Niño

 

Reviews

Flight No. 20-8-3, 2001

Les Schuhkarton-Tapes, 2002

Little Planet, 2007

Live At The Groovestation, 2011

The Valkyrians

Double Barrelled

Pork Pie / Brokensilence, Doppel-CD 2016

 

Vielleicht jetzt nicht die Veröffentlichung des Jahres 2016, jedoch sicherlich ein Schmankerl für alle Valkyrian-Fans, die die fünfköpfige, finnische Band lediglich live gesehen und gehört haben oder eben die ersten beiden von vier Scheiben nicht in ihrem Besitz wissen (2006: High & Mighty - 2009: The Beat Of Our Street). Die Symbiose aus Helsinki lautet dann: „Double Barrelled“, wobei mir persönlich die erste Scheibe besser gefällt, weil sie einfach etwas flotter daherkommt.

 

Die 2002 gegründete Band hat sich spätestens nach der Deutschlandtour 2006 in die Herzen der Ska-Fans gespielt und gilt als einer der Top-Bands auf Ska-Festivals. Musikalisch sticht die markante, schrille Stimme hervor, die dem Mix aus Ska, Rocksteady, Early Reggae, 2-tone und Soul seinen ganz eigenen Charakter verleiht. Die präsente Hammond-Orgel erinnert immer wieder an die traditionellen Ska-Varianten früherer Zeiten. Recht schwungvoll geht es durch die 30 Songs (inklusive fünf Bonustracks), die immer wieder eine Menge Spaß und Skankvergnügen versprechen. Visuell auch gleich nachvollziehbar auf dem Bonusvideo mit dem Song „Do You Really Wanna Know“. Die Doppel-CD kommt mit einem achtseitigen Digipak daher und ist auch auf Vinyl als Doppelalbum erhältlich.

Insgesamt eine konsequente und sehr feine Produktion aus dem Hause Pork Pie. Stellt sich nur noch die, nicht ganz ernst gemeinte Frage nach dem Digipak II aus den Veröffentlichungen Punkrocksteady (2011) und Rock My Soul (2015).

 DerDUDE

 

Trackliste:

CD 1: High & Mighty: 1. Valkyrian Ska | 2. Do You Really Wanna Know | 3. Conquering Ruler | 4. Coming On Time | 5. Hooligans | 6. Warmth And Shelter | 7. Rankin' Fullstop | 8. Woman | 9. Too Hot | 10. Miracle | 11. Rain Is The Same | 12. I Don't Wanna Go Home | 13. Tougher Than Tough (live, Bonus Track) | 14. 54-46 Was May Number (live, Bonus Track) | 15. Little Bitch (live, Bonus track)

CD 2: The Beat Of Our Street: 1. I Want To See Some Action | 2. Hold On Rudy | 3. Queen Of Hearts | 4. Not This Time | 5. Bring Back The Reggae | 6. The Beat | 7. Val Kilmer | 8. Make Up Your Mind | 9. Reggae Allnighter | 10. Taikonaut Reggae | 11. Jail | 12. C'mon Officer | 13. Don't Tell Me Lies | 14. Too Drunk To Fuck (Bonus Track) | 15. Big 6 (Bonus Track)

Bonus Video: Do You Really Wanna Know

Tequila And The Sunrise Gang - Fire Island Tequila And The Sunrise Gang - Fire Island

Tequila And The Sunrise Gang

Fire Island

Uncle M Music / Cargo Records, CD 2016

 

 

Achtung! Starke Briese aus dem Norden; genauer gesagt aus Kiel. Das dort ein frischer Wind weht ist klar. Ergo besitzt die Musik der siebenköpfigen Combo ebenfalls eine gewisse Art von Rums, der mitunter von drei fetten Bläsern erzeugt wird. „Fire Island“ heisst die neue Scheibe, die mit durchaus beachtlichen 14 Stücken daherkommt. Der englische Gesang, unterstützt von choraler Stimmung, geht in Ordnung und erinnert auch mal an irische Sounds. Der Reggae-Rock-Ska wirkt etwas zusammengemixt, teils übersteuert, wenn punkige Elemente die Oberhand gewinnen. Zwischen nachdenklicher Stille und kreischender Lautstärke geht es, insbesondere im Song „Regrets“, hin und her. Wer schnell wechselnde Rhythmen und hohe Stilvielfalt mag ist hier richtig. Sozialkritische Texte und das Engagement für saubere Strände ist für mich nicht genug für ein ausgezeichnet. Aber ein gut ist doch auch gut. DerDUDE

 

Trackliste:

1 My Dear My Darling | 2 Take You Home | 3 Timebomb | 4 Campfire Light | Glory Days | 6 Regrets | 7 Seed The Fire | 8 Heart Of The Morning Sun | 9 Show Me | 10 Get Up Now | 11 City Of Gold | 12 State Of Emergency | 13 Out Tonight | 14 Burn In Hell

The Steadystones - Ride On (2016) The Steadystones - Ride On (2016)

The Steadytones

Ride on

Gude Zaid Musikproduktionen

Stil: Ska / Rocksteady / Early Reggae

 

Reggaejam 2013 – Stranger Cole steht auf der Bühne und wird von einer jungen mir bis dahin unbekannten Band begleitet: The Steadytones. Tolles Konzert!

 

Drei Jahre später bringt die fleißige Backingband (u.a. für Patsy Todd, Doreen Shaffer, Dawn Penn, Keith & Tex) ihr zweites eigenes Album „Ride on“ zur Welt. Die Zusammenarbeit mit den Pionieren der Ska- und Rocksteady-Ära hat die fünf Jungs aus Bayern scheinbar musikalisch sehr geprägt, sowohl was das Songwriting angeht als auch die soundtechnische Umsetzung der eigenen Ideen. Leichtfüßig und verspielt frönen The Steadytones ihrer Lieblingsmusik aus Jamaika, die sich in den 60er/70er Jahren vom Ska über Rocksteady bis zum Early Reggae entwickelt hat. Schöne Harmoniegesänge und eingängige Melodien werden getragen von einer rollenden Rhythmusgruppe, die durchweg überzeugt und sich sehr charmant an den Originalen orientiert.

 

Kurzum: The Steadytones haben mit „Ride on“ ein Album geschaffen, das authentisch klingt und sehr angenehm „das Alte“ mit „dem Neuen“ verbindet.

 

Vielleicht gibt es ja auf dem nächsten Album noch ein paar vokalistische Gastbeiträge altgedienter Veteranen...Kontakte sollten doch vorhanden sein ;) Andi Rüttger 

 

NH3 - Hate & Hope 2016 NH3 - Hate & Hope 2016

NH3

Hate & Hope

CD, Uncle M Music / Long Beach Records Europe / Broken Silence 2016

 

 

„Hate & Hope“ ist ein echtes Mottoalbum von sozialkritisch-engagierten Musikern, die das Herz am richtigen Fleck haben. Rasant geht es durch nahezu alle Defizite insbesondere der italienischen Gesellschaft. Kritisieren, anprangern, ohne die positive und hoffnungsvolle Sicht zu verlieren. Rassismus, Faschismus, Feindbilder, die Straße, Sozialwohnungsbau und Angst steht hier thematisch Respekt, Leidenschaft und Freundschaft gegenüber. „Hate & Hope“ eben. Vielleicht ist es insgesamt auch mehr ein politisch-punkiges Kunstprojekt mit fast überflutenden Aussagen, die eine Reaktion auf die multiple und differenzierte, teils destruktive Gesellschaft darstellt.

 

Das bei der musikalischen Umsetzung von Hass und Frust fast natürlich der Ska-Punk in Frage kommt ist klar und hat etwas Konsequentes. Uptempo auf allen instrumentalen und gesanglichen Ebenen. Wem hierbei Talco in den Sinn kommt, liegt nicht ganz falsch. Auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt wird, so verbindet sie eine hohe Sympathie und inhaltliche, musikalische Artverwandtschaft. Die Begeisterung zum lokalen Fußball gehört ebenso dazu. Vergangene, gemeinsame Touren unterstreichen die vermutete Symbiose.

 

Also geht es mit kräftiger Stimme und reißenden Mitgröhl-Refrains durch die bedeutungsschwangeren 13 Songs. Definitiv nichts für erholsame, ruhige Abende auf der Couch. In 2011 fand die Umbenennung von Ammoniaka zu NH3 statt. Eher eine Randnotiz. Auf Italienisch und Englisch geht es mehr um Punk und die politische Gesinnung und Emotionen. Der Offbeat dient oft nur als kleine Verschnaufpause vom Pogen. Man muss schon den sehr schnellen Ska-Core bzw. Ska-Punk-Combat mögen. Durchaus sympathisch wirkt auch die zahlreiche Mitwirkung von Gastmusikern von z.B. Talco oder Prosecution. Die dritte Scheibe geht definitiv ab, ist allerdings echt nur etwas für Fans des absoluten und bedingungslosen Ska-Core und Ska-Punk. Ach man muss, je nach Tageszeit und -form, den „Ammoniakgeruch“ mögen. Hass auch abbauen, sich aufgerufen fühlen, etwas zu tun und vor allem die Hoffnung nicht zu verlieren. Liveband, die ihr Können auf zahlreichen Konzerten in Deutschland in 2016 zeigt! Daumen hoch! DerDUDE

 

Trackliste:

1 Qualcosa Di Meglio | 2 No Borders | 3 Berlin Calling | 4 La Nuova Tratta Degli Schiavi | 5 L'Odio | 6 Old School Attitude |

7 Sscs | 8 Un Passo Indierto Mai | 9 Nella Bocca Del Lupo | 10 Bella Ciao | 11 Il Vaso Di Pandora | 12 Una Scelta Diversa | 13 L'Ironia Della Sort

 

20 Jahre This Is Ska - Sampler 2016 20 Jahre This Is Ska - Sampler 2016

This Is Ska - 20 years ska madness

Sampler, Pork Pie 2016

 

 

20 Jahre Rosslau. Respekt! 20 Jahre „This Is Ska“. Das ist schon fast eine Bilderbuchgeschichte. Als kleines Skafest 1997 begonnen, heute durchaus ein überregional anerkanntes Musikevent, wo internationale Highlights auf Newcomer treffen und sich die Ska-Szene die Klinke in die Hand gibt. Traditioneller Ska auf modernen Ska trifft und die beinahe Grenzenlosigkeit des Stils beschreibt. Im Gegensatz zu den expansiven und teils größenwahnsinnigen Festivalbrüdern, blieb This is Ska immer am Boden, etablierte und professionalisierte sich, statt großflächig zu wachsen. Neben der Rosslauer Wasserburg als historisches Ambiente macht genau das auch den großen Charme des Festivals aus.

 

Wenn es die Zeit und das Geld erlaubte, war und ist man als Ska-Fan vor Ort, mit dabei. Ich erinnere mich an eine 15-stündige Zugfahrt von Rosslau zurück ins Rheinland, die wegen der Modalitäten eines Wochenendtickets etwas ausgeufert war. Aus der lautstarken Hinfahrthymne „OiOiOi“ wurde auf der Rückfahrt ein kleinlautes „UiUiUi“. Und es handelte sich dabei nicht um den Ausruf einer neuen Skinheadbewegung! ;-)

 

Von der Vergangenheit in die Gegenwart und zur Jubiläumsscheibe. Der Sampler geht mehr als in Ordnung, auch wenn er natürlich nichts wirklich Neues hervorbringt. Er wirkt, insbesondere für Kenner des Festivals, logischerweise etwas nostalgisch. Gespickt mit vielen Highlights der letzten 20 Jahre und untermalt mit einem über 16-seitigen Booklet, was sich sehen lassen kann. Die Geschichte des Rosslauer This is Ska-Festival in Schrift und Bild. Bei den 22 Songs kann der geneigte Hörer auch nichts groß falsch machen. Von The Toasters, Derrick Morgan & Yebo über The Busters, Blechreiz bis zu Rude Rich & The High Notes ist jede Menge unterschiedlicher Ska vertreten. Auch für Ska-Neulinge ein spannender Sampler, um die Bandbreite des Ska zu erleben. Eine feine Idee zu einem feinen Festival.

DerDUDE

 

Trackliste:
1. 2 Tone Army (The Toasters) | 2. Same Game (The Busters) | 3. Don't Forget It (Mr Review) | 4. Hold On Rudy (Valkyrians) | 5. Conquering Ruler (Derrick Morgan) | 6. Can't Stop (Dr Ring Ding) | 7. Ska Skankdown Party (Skaos) | 8. Our Night Out (Buster Shuffle) | 9. Friday Night (The Talks) | 10. Babylon (Dallax) | 11. Forget What Your Mother Said (Upsessions) | 12. Attitude (Johnny Reggae Rub Foundation) | 13.  Harsh Reality (Hotknives) | 14. Ingeborg (Tornados) | 15. Bumble Bee (Blechreiz) | 16. Hello (Mark Foggo) | 17. Bis Zum Naechsten Tag (El Bosso) | 18. Life Goes By (Leo & The Lineup) | 19. Ain't Too Proud To Beg (Rude Rich) | 20. Turn Your Lamp Down Low (Winston Francis With The High Notes) | 21. One Time (Soul Radics) | 22. Sugar Sugar (Doreen Shaffer)

 

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Yellow Cap: Around the World, 7-Inch Vinyl-Single 07/2016 Yellow Cap: Around the World, 7-Inch Vinyl-Single 07/2016

Yellow Cap

Around the World

7-Inch Vinyl-Single, Pork Pie 07/2016

 

 

Und erneut hat es sich gelohnt, den alten, etwas verstaubten Plattenspieler hervorzukramen. Die umtriebigen und weitgereisten Yellow Cap aus Dresden und Berlin verarbeiten ihre aktuellen globalen Tourerfahrungen gleich mit einer faszinierenden, recht schwergewichtigen 7-Inch Vinylscheibe. Besonders angetan hat es ihnen Brasilien. „Around the World“ heisst die Scheibe, die von einem recht einfachen, aber oft vergessenen Motto handelt: „Ich möchte mit dir um die Welt gehen, will alles mit eigenen Augen sehen.“ Auf den Punkt gebracht: Es ist wichtig, sich selber ein Bild von einem Land und den Menschen zu machen. Ob der gewichtigen Aussage und der Kooperation reicht der eine Song. Je eine Strophe wird von der Rapperin Lurdes da Luz aus Sao Paulo sowie der Band Projeito Brasilidade mit Sängerin Fernanda Sant’Anna aus Rio de Janeiro beigesteuert. Das ganze produziert von keinem weniger als Victor Rice in Sao Paulo.

 

Zur Musik: Es ist ein seichter, multilingualer Sound, der mit feinfühligen Bläsern und fast durchgehendem Offbeat untermalt ist. Feinster Rocksteady. Der weibliche Rappsound passt prima in diesen Ohrwurmsong und zeigt die spannenden Variationen. Zweisprachig, Deutsch-Spanisch, geht es geschmeidig und professionell durch den Titel. Die hier auch insbesondere jeweils eigenen musikalischen Erfahrungen zu erleben und in einen neuen Sound zu vereinen, ist letztlich die musikalische Umsetzung des Mottos. Auf der Rückseite gibt es für DJs den Sound auch ohne Gesang. Abgerundet wird die Produktion mit einem recht bunten, aber passenden Cover-Artwork. Wenn etwas von Yellow Cap kommt, ist es fast immer hörenswert! Den Plattenspieler lasse ich jetzt erst mal „on“. DerDUDE

 

Tourbericht Brasilien 2016

Interview mit der Band (2014) für das "Dynamite Magazine" (ungekürzt)

CD-Besprechung "Pleasure" (2014)

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Shanti Powa - Peaceful Warriors, Shanti Powa Records, CD 2016 Shanti Powa - Peaceful Warriors

Shanti Powa - Peaceful WarriorsShanti Powa Records, CD 2016

 

Shanti Powa aus Südtirol scheinen Gegensätzlichkeiten zu lieben. Sowohl Bandname als auch Albumtitel verbinden Begriffe, die auf den ersten Blick nicht so recht zueinander passen wollen. Oder vielleicht doch?

 

Beim Hören des mittlerweile zweiten Albums „Peaceful Warriors“ wird schnell klar, dass das Experimentieren mit verschiedenen Musikstilen zum wichtigsten Merkmal von Shanti Powa gehört: Reggae, Ska, Rock, Latin, Funk und Hip Hop... Alles wird gemixt, oft auch innerhalb eines Songs. Dabei singen, rappen und toasten die vier Vokalisten in verschiedensten Sprachen, natürlich auch auf südtirolerisch. Zusammen mit den Instrumentalisten kommen die „friedlichen Krieger“ auf insgesamt 13 Personen und bezeichnen sich zurecht als Reggaeorchester. Der Sound ist dementsprechend fett und lässt Spielraum für verschiedenste Arrangements. Auch ruhigere, dubbige Passagen finden immer wieder ihren Platz in den meist sehr druckvollen Songs, so dass es niemals langweilig oder einseitig wird. Ob sich die hohe Anzahl verschiedener Musikrichtungen noch im Laufe der Zeit reduzieren wird oder zum dauerhaften Markenzeichen von Shanti Powa entwickelt, bleibt abzuwarten. Spannend ist die Musik allemal und dank Umberto Echo klingt „Peaceful Warriors“ auch mehr als amtlich! Andi Rüttger

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The Tips – Twists’n’Turns_ 2016 The Tips – Twists’n’Turns (2016)

The Tips Twists’n’Turns, Long Beach Records CD – 02/2016

 

Selten trafen erquickendes Livekonzerterlebnis und CD-Besprechung so nahe zusammen wie bei dieser außergewöhnlichen Band und Scheibe. Im Kölner Underground (2/2016) präsentierten die drei Düsseldorfer Jungs ihren Mix aus Reggae, Punk, Rock und Soul, der dann auch mächtig und ausgiebig abgefeiert wurde. Diese ausgesprochen faszinierende und gewaltige Spielfreude war bereits auf der jüngsten Veröffentlichung „Twists’n’Turns” zu erahnen, zu hören und zu spüren. Die zwölf Songs haben es wirklich in sich, denn jeder bedeutungsschwangere Titel trägt eine ganz eigene Note. Nie weiss der geneigte Rezipient, ob er nicht gleich aus den seichten Klangwellen wieder in wilde, turbulente Wasserfälle gerissen wird, oder aus musikalisch turmhohen, punkigen Gitarrenriffs und gesanglichen Schmetterbällen in softe, seichte und plätschernde Badeoasen geführt wird. Das sympathische Komplott aus englischen Texten bewegt sich zwischen tiefen, persönlichen Gefühlen und aktuellen, sozialkritischen Themen. Immer etwas aufgewühlt. Rastlos. Nichts ist sicher. Tückisch, spannend, energetisch und immer sympathisch, da ehrlich und voller Gefühl.

 

Nach High Sobriety (2011) und Trippin‘ (2013) folgt nun die dritte CD, die in der Skaterszene bereits früh hohe Sympathiewerte geerntet hat und große Unterstützung erfährt. Das detailreich designte und informative Cover ist dementsprechend cool, etwas martialisch, aber passend.

 

Noch mehr Butter bei die musikalischen Fische?: Fans von den Long Beach Dub Allstars, Sublime oder den Red Hot Chili Peppers werden ihre helle Freude haben. Wer die Skunk Allstars kennt, ist auch hier auf der richtigen Welle. Schnell, auch mal leise, unkonventionell und etwas amerikanisch. In diesem Falle gut so! Die Tatsache, dass Aljoscha „Ali“ Thaleikis, engagierter Sänger, und mit dem Instrument scheinbar verschmolzener Gitarrist, die Volljährigkeit feiert, lässt auf relativ unverdorbene Erfahrungen und megafrischen Wind im Sound und der Stimme schließen. Mitreissend trifft es hier, wenn er auch immer wieder den engen Kontakt zum feiernden Publikum sucht. Er befindet sich in der anderen Welt, der musikalischen Welt des Sounds der The Tips, die sich mit jedem Takt dem Publikum mehr öffnet und krass mitzieht, um es letztlich voll zu vereinnahmen. Immer wieder auch durch den etwas brachialer wirkenden, vollbärtigen Philip am Bass gesanglich perfekt ergänzt.

 

Im Ergebnis: Eines der spannendsten und schön schnelleren Alben, die ich in jüngster Zeit gehört und genossen habe – und ja, etwas Ska ist auch dabei. Eine absolute Live- und Festivalband mit viel Charme. Auf jeden Fall anschauen und anhören! DerDUDE

 

Tracklist:

 

01. Birds In Trees | 02. Leaving Home | 03. Wasting Time | 04. Chosen Fool | 05. Johnny's Song | 06. If You Want To | 07. City Lights | 08. Alien | 09. Parade | 10. Do It Right | 11. Back In The Days | 12. Still Turning

The Frits - The Greatest Frits, Pork Pie CD - 2016 The Frits - The Greatest Frits, Pork Pie CD - 2016

The Frits - The Greatest Frits, Pork Pie CD - 2016

 

Gefühlte Ewigkeiten ist es her, seit der letzte Tonträger der deutschen Specials aus Wattenscheid erschien. 1984 gegründet und ab 1989 auf der dritten Skawelle reitend erspielten sich die Jungs aus dem Pott schnell eine internationale Fangemeinde und brachte der Band die Möglichkeit, mit Skagrößen wie The Selecter, Bad Manners und Desmond Dekker auf der Bühne zu stehen. Ihr Highlight dürfte die Produktion des dritten und letzten Studioalbums "Not Enough For You" gewesen sein, welches sie in der 2-Tone-Heimat Coventry aufnahmen und welches von keinem geringeren als Roger Lomas produziert wurde.

 

Nach der Trennung gaben sich die Herren zwar noch einige wenige Male die Ehre ein Jubiläumskonzert zu geben, aber an Tonträger zu gelangen war doch eher schwierig. Darum erfreut es die Skagemeinde umso mehr, nun dieses „Best Of“ in den Händen halten zu können. Darauf gibt es die besten Songs der 5 Alben von den Frits, neu zusammengestellt und digital überarbeitet. Angefangen von der ersten Single "Life of Brian" bis zu dem zuletzt auf dem „Ska Ska Skandal Vol.6 Sampler“ erschienenen "Still Alive", welches vom neuen Gitarristen Stefan Westermeier komponiert wurde. Natürlich ist auch das Specials-Cover "Concrete Jungle" vertreten, bei dem niemand geringeres als Sir Horace Gentleman den Bass zupft.

 

Mit insgesamt 18 Studio- und vier Livetracks bietet dieses Album definitiv alle Highlights aus der Schaffenszeit der Frits. Von mir gibt es eine absolute Kaufempfehlung, egal ob für alte Weggefährten oder die einigen wenigen, für die dieses Scheibchen die erste Begegnung mit The Frits ist. Ralf Skankman

 

Tracklist:

1 Life Of Brian (single version) | 2 Work | 3 Where You Gonna Run | 4 Yourself | 5 Hey Girl | 6 Searching For Another Place In Town | 7 Little Idiots | 8 The Most I Hate Is You | 9 Why Do You Change | 10 Bonehead | 11 I Don’t Wanna Live Alone | 12 It’s Not Enough For You | 13 We Fight For You | 14  The Snake | 15  All You Ever Did | 16  Take Him Again | 18  Still Alive | 19  Rat Race (live) | 20  Streetfighter (live) | 21  Too Much Pressure (live) | 22  Work (live)

Schramme 11 - Durch Dick und Dünn - Quelle: www.schramme11.de Schramme 11 - Durch Dick und Dünn - Quelle: www.schramme11.de

Schramme 11, Durch Dick und Dünn, Sony Music - RCA, CD 2016

 

Wie vermutet bringt das neue Jahr eine erste Veröffentlichung, die sicherlich die unterschiedlichsten Kommentare hervorrufen wird. Schramme 11 hauen ihr Debütalbum „Durch Dick und Dünn“ raus. Es sind elf Mitglieder der The Busters, die sich zu einem Parallelprojekt entschieden haben und mit Sony Music auch gleich in die große Posaune tröten. Hierbei setzen die Ska-Heroen auf ausschließlich deutsche Texte, die teils mit sehr viel persönlicher Emotion gespickt sind. Da steckt auch viel Rückblick und Gedanken über das eigene Alter, sprich Leben, drin. Das weibliche Geschlecht wird ebenso gehuldigt wie eine gepflegte Trinkkultur. Schramme 11 ist, so die Story, die auch auf der Bühne gespiegelt wird, die Stammkneipe der Jungs, die sich bereits seit 30 Jahren kennen, und wo sich die ein oder andere Geschichte erzählt wird.

 

Neben ein paar fetzigeren Polkaeinflüssen erwartet einen eine durchaus vielfältige Variation aus Folk, Country, Deutschrock und etwas Ska. Die bekannten Bläser und das Akkordeon geben sich die musikalische Klinke gekonnt in die Hand, während Ron Marsman und Richie Alexander (Dr. Ring Ding) stimmlich überzeugen und viel Ehrlichkeit sowie Authentizität versprühen. Und das vor allem auch live!

 

Insgesamt ist das doch alles sehr nachdenklich und durchzogen mit Klischees der Schlagerbranche. Oder es ist einfach das Leben mit den wiederkehrenden Themen. Wenn allerdings beim Song „Bessere Hälfte“ auch von „kitschig“ gesungen wird, beschreibt es doch den ein oder Song ganz gut. Wer es mag. Eingefleischte Ska-Fans werden definitiv das charakteristische Scheppern des Offbeat vermissen. Dabei sind die Vergleiche auch nicht ganz korrekt, denn es ist ein neues Projekt, weitgehend gewollt jenseits des Ska. Und so ist es auch zu bewerten. Das diese überwiegend melancholische Scheibe mit dem ein oder anderen Trinklied wie „Das Glück schenkt einen aus“ oder „„So jung“ kommen wir nie mehr zusammen“ kurz vor Karneval erscheint ist sicherlich nur ein Zufall, oder? Das Booklet mit den Texten ist erstaunlich einfach gestrickt, aber das Wesentliche ist drin.

 

Tief durchatmen. Schramme 11 ist eine coole Band mit absolut professionellen Musikern, die ihr Handwerk verstehen. Jenseits des Skapfades wird ein ganz neues Publikum angesprochen, dass sicherlich eher zu den etwas Älteren gehört. Ein musikalisches Experiment, an das sich manch Skafan gewöhnen muss, so er denn will. Der reine Bustersfan hat gute Chancen auf Gefallen. Trailer anschauen, live angucken, selber entscheiden. Erfolg sei ihnen absolut gewünscht. DerDUDE

 

Trackliste

1 So Jung | 2 Für ein Hallelujah | 3 Wir schreiben heut Geschichte | 4 Meine Liebe | 5 Das Glück schenkt einen aus | 6 Durch Dick und Dünn | 7 Mach’s gut | 8 Männer werden im Alter erst schön | 9 All die Jahre | 10 Mensch Papa bleib | 11 Huckleberry Friend | 12 Bessere Hälfte | 13 Neue Liebe